Ausblick

Das neue iPhone muss sich gegen starke Konkurrenz behaupten

11.09.2012
Vor jeder Vorstellung eines neuen iPhone schießen die Erwartungen in unendliche Höhen.

Doch selbst für Apple-Verhältnisse ist die bevorstehende Präsentation in San Francisco an diesem Mittwoch ganz besonders. Mit dem nächsten iPhone soll die erste größere Erneuerung des Apple-Smartphones seit Sommer 2010 kommen. Das wichtigste Produkt des wertvollsten Unternehmens der Welt muss sich gegen soviel Konkurrenz beweisen wie noch nie. Auch Apple-Chef Tim Cook kann sich nicht sicher sein, wie sein bislang wichtigstes Projekt enden wird. Läuft Apple Gefahr, die Kunden zu enttäuschen, weil sich zu wenig verändert hat? Oder verkauft sich das neue iPhone so gut, dass es sogar das US-Wirtschaftswachstum ankurbelt, wie JP Morgan erwartet?

In den vergangenen Monaten gab es schon viele Hinweise darauf, was Tim Cook am Mittwoch in San Francisco zeigen dürfte. So soll das neue iPhone genauso breit sein, aber einen etwas höheren Bildschirm haben, der Platz für eine weitere Reihe App-Icons bietet. Glaubt man den vielen Bildern und auch Videos im Internet, behält das neue Apple-Telefon grundsätzlich die Form des iPhone 4 und 4S, wird aber etwas dünner und bekommt eine Metall-Rückseite sowie einen neuen kleineren Verbindungsanschluss. Dem "Wall Street Journal" zufolge wird es im Gegensatz zum aktuellen iPad den schnellen LTE-Datenfunk nicht nur in Nordamerika, sondern weltweit unterstützen.

Zudem startet mit iOS 6 zeitgleich die nächste Version von Apples Betriebssystem für iPhones und iPads. Unter anderem sollen dabei die Google -Karten durch ein eigenes Angebot ersetzt und Facebook vertieft integriert werden. Und mit der App Passbook führt Apple ein digitales Portemonnaie für Tickets und Treuekarten ein - das wohl auch zu einer vollwertigen Geldbörse ausgebaut werden könnte.

Reichen die Innovationen aus, um die Apple Kunden zu überzeugen? Im vergangenen Quartal waren die Verkäufe abgesackt, weil viele lieber auf die nächste iPhoneGeneration warten wollten. Apple verkaufte noch 26 Millionen iPhones, während Hauptrivale Samsung etwa doppelt so viele seiner Smartphones verschiedener Modelle und Preisklassen loswurde.

Vergangenes Mal punkte Apple noch mit einem kleineren Upgrade: Als Tim Cook einen Tag vor dem Tod des Apple-Gründers Steve Jobs im vergangenen Oktober statt des erwarteten runderneuerten iPhone 5 "nur" ein aufgefrischtes Modell 4S präsentierte, sackte zunächst der Aktienkurs ab. Doch die Kunden griffen zu und bescherten Apple den bisherigen Absatzrekord von 37 Millionen iPhones in einem Quartal. Der bekannte Branchenanalyst Gene Munster schätzt, dass Apple allein in einer Woche sechs bis zehn Millionen iPhones verkaufen könnte, wenn die neue Generation wie erwartet am 21. September in den Handel kommt. Und JP Morgan-Chefökonom Michael Feroli glaubt sogar, dass die iPhone-Verkäufe das aufs Jahr hochgerechnete US-Wirtschaftswachstum im Schlussquartal 2012 um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte nach oben treiben können.

Schließlich dürfte jetzt ein Jahr später auch der Name iPhone 5 zum Einsatz kommen. Apples Einladung zum Event in San Francisco enthielt jedenfalls einen klaren Hinweis darauf: Die E-Mails zeigten eine große 12 für den 12. September, deren Schatten eine 5 bildete. Zuvor war spekuliert worden, Apple könnte wie beim aktuellen iPad auf Zahlen verzichten und einfach nur vom "neuen iPhone" sprechen.

Stärkster Rivale für das nächste iPhone ist das bereits im Mai vorgestellte Samsung-Flaggschiff "Galaxy S III". Es ist dünn, hat einen großen Bildschirm, einen schnellen Vierkern-Chip und ausgefallene Funktionen wie Entsperrung per Gesichtserkennung. Es wurde in den vergangenen Monaten rund 20 Millionen Mal verkauft. Die neuen Geräte spielen auch im Patentkrieg eine Rolle. Beflügelt vom Patenterfolg gegen Samsung in Kalifornien weitete Apple jüngst eine andere Klage auch auf das S III aus. Samsung versprach im Gegenzug, Apple in Europa und den USA zu verklagen, wenn das nächste iPhone die vierte Mobilfunkgeneration LTE unterstützen sollte.

Nokia und Microsoft , die verzweifelt darum kämpfen, mit dem Betriebssystem Windows Phone zur dritten Kraft im Smartphone-Markt neben Googles Android und der Apple-Plattform iOS zu werden, tun dem iPhone zunächst einmal einen großen Gefallen. Sie stellten vergangene Woche zwar neue Lumia-Modelle mit der nächsten Software-Version Windows Phone 8 vor, doch nannten keinen Starttermin. Dem Vernehmen nach wird es Ende Oktober oder erst im November soweit sein. (dpa/tc)