CES Las Vegas: PCs verschmelzen mit Unterhaltungselektronik

Das neue alte Lied vom Multimedia-Heim

18.01.2002
LAS VEGAS (wm) - Bisher hatte die Industrie mit der Vereinigung von Unterhaltungs- und Informationstechnologien wenig Glück. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wurden einige vielversprechende Neuheiten in dieser Richtung vorgestellt.

Ein gewichtiges Wörtchen mitreden will Microsoft im Unterhaltungselektronik-Bereich. Auf der CES drängten sich die Redmonder denn auch mit einer Reihe von Aktivitäten in den Vordergrund. Neben einer Keynote-Ansprache von Bill Gates gab der Konzern etwa eine Reihe von Kooperationen mit den Branchengrößen der Unterhaltungselektronik bekannt. So wird es beispielsweise schon bald Autoradios geben, die neben MP3-Dateien auch das Microsoft-Format WMA abspielen.

Auch das Zusammenwachsen von PC- und Unterhaltungselektronik treiben die Redmonder kräftig voran. Eigens dazu wurden die beiden Consumer-Technologien "Freestyle" und "Mira" entwickelt. Bei Freestyle handelt es sich um eine Kombination aus einer neuen Multimedia-Benutzeroberfläche für Windows XP und einer dazugehörigen Fernbedienung. Zwar steht bei diesem Konzept der PC weiterhin im Mittelpunkt. Jedoch soll er nun für Unterhaltungszwecke in den Bereichen Audio, Video und Bilder zu einem kinderleicht zu bedienenden Multifunktions-Abspielgerät umfunktioniert werden. Der Anwender muss nicht mehr am PC sitzen, sondern kann über die Fernbedienung auf die einfach strukturierte Abspieloberfläche umschalten, um etwa Musik zu hören.

Das Mira-Konzept stellt im Prinzip ein drahtloses Windows-Terminal für den Heimbereich dar. Auffallendstes Merkmal ist das über Wireless LAN angebundene tragbare Display, das an den Tablet PC erinnert. Im Gegensatz zu den neuen tragbaren Flachcomputern ist das Mira-Display jedoch kein vollwertiger PC, sondern ein Terminal-Client, der mit einer kleinen CPU und dem neuen Embedded-Betriebssystem Windows CE .NET arbeitet. Der Rest der Technik ist in einer Dockingstation untergebracht. Dort kommt herkömmliche PC-Technik zum Einsatz. Freestyle und Mira befinden sich derzeit noch im Prototypenstadium.

Aus den Flops der vergangenen Jahre wollen die Hersteller allesamt gelernt haben, so etwa bei den Settop-Boxen. Mit starkem Beifall wurde "Moxi" von Moxi Digital begrüßt, ein Gerät, das Audio, Video, TV und Internet vereint. Das auf Linux basierende Multitalent verfügt über eine 80-GB-Festplatte und kann darauf 60 Stunden Video aufzeichnen. Zudem spielt die Box CDs und DVDs ab und speichert bei Bedarf deren Inhalte auf der Festplatte. Natürlich bietet Moxi auch einen Internet-Zugang, der inklusive E-Mail und Instant Messaging über Fernseher oder PC verwendet werden kann. Die Funktionen der Box können überdies von verschiedenen Räumen aus genutzt werden. Hierzu dienen kleine verteilte Erweiterungen, die über Kabel oder per Funk angebunden sind. Preis und Markteinführung sind derzeit noch nicht bekannt.

Nachahmer findet nun auch Apples populärer MP3-Player "Ipod". Sonicblue hat mit dem "Rio Riot" ein Abspielgerät vorgestellt, das auf einer Minifestplatte 20 GB Musik im MP3- und WMA-Format speichert. Auch ein Radio ist integriert, der Preis beträgt 399 Dollar. Eine externe Riesenfestplatte mit 160 GB Kapazität und Firewire-Anschluss hat Maxtor vorgestellt. Die "Personal Storage 3000" soll 399 Dollar kosten.

Xybernaut, der Pionier für am Körper tragbare (Wearable-)Computer, will noch in diesem Jahr das Consumer-Produkt "Poma" auf den Markt bringen. Das Gerät mit Risc-CPU hat in einer Hosentasche Platz, als Display fungiert ein Head-Mounted-Display, das die Inhalte in einer Auflösung von 800 x 600 Pixel auf ein Auge projiziert. Neben dem Betriebssystem Windows CE verfügt das Gerät über USB- und Compact-Flash-Anschlüsse. Der Preis soll in den USA 1499 Dollar betragen.