IBM-Welt im Verbund mit anderen Systemen

Das Midrange-System AS/400 kommuniziert über Gateways

11.09.1992

Offenheit per definitionem ist Sache nicht-proprietärer Betriebssysteme, von OSI-oder De-facto-Protokollen oder auch des Distributed Management Environment (DME). Eine kommunikationsfähige Proprietary-Landschaft und ihre Komponenten, wie sie rund um die AS /400 gebaut werden kann, beschreibt Norbert Astfäller.

Beim Austausch von Informationen in einem Systemverbund sollte es heute eigentlich keine Rolle mehr spielen, welche Systeme miteinander kommunizieren. Immerhin können Rechner aus unterschiedlichen Familien und mit unterschiedlichen Architekturen in einem Netzwerk miteinander verbunden werden; dies schließt auch Computer diverser anderer Hersteller mit ein.

Die Kommunikationsanforderungen eines Unternehmens lassen sich in drei Bereiche aufteilen:

- Vorhandene Ressourcen

(Daten, -Anwendungen, bestimmte Hardware und Peripherie) sollen von jeder Stelle im Unternehmen genutzt werden können.

- Informationen müssen im Netz an die Position gelangen, wo sie benötigt werden.

- Eine zentrale Überwachung und Steuerung von Systemen innerhalb eines Netzwerks ist notwendig.

Stellt man das System IBM AS/400 in den Mittelpunkt derartiger Kommunikationsanforderungen, so stößt man auf eine umfangreiche Implementierung von Kommunikationssoftware im Betriebssystem, die bereits eine Vielzahl von Anforderungen abdecken kann.

Zugriff auf Ressourcen anderer Systeme

Seit Ankündigung der AS/400 wurden die Anschlußmöglichkeiten ständig erweitert. PCs lassen sich lokal über die Datenstationssteuerung für Twinax-Einheiten oder die entsprechende Einrichtung für asynchronen Anschluß betreiben. Für den Remote-Anschluß kann SNA/ SDLC oder Async für DOS, X.25 oder SDLC für OS/2 gewählt werden. Das Programm "IBM AS/400 PC-Support" bietet neben der Dialogstationsfunktion und der Möglichkeit der Datenübertragung den gemeinsamen Zugriff auf mehrere AS/400 und PC-Anwendungen gleichzeitig. Heute kann ein PC Requester in einem Token-Ring-oder einem Ethernet-Netz Daten von einer AS/400 oder einem Novell-Netz-Server anfordern.

Über die IBM-8209-LAN-Bridge läßt sich eine Verbindung zwischen einem IBM-Token-Ring-LAN und einem Ethernet-LAN herstellen. IBM-Systeme und Rechner anderer Hersteller können in den verschiedenen LANs mit dem gleichen Protokoll untereinander kommunizieren.

Die programmierbare E/A-Steuerung IBM 5159 ermöglicht unabhängig von der ASCII-Dialogstationssteuerung den Anschluß asynchroner Einheiten und die Übertragung von Daten zwischen der AS/400 und diesen Einheiten, zum Beispiel Uhren, Waagen und Ausweislesegeräten. Ein integrierter ISDN-Anschluß gestattet den Benutzern den Zugriff auf mehrere 64-KB-DFV-Leitungen .

Um den Anforderungen an offene Systeme entsprechen zu können, bietet OSI File Services/400 zusammen mit dem OSI Communication Subsystem/400 die Möglichkeit mit Systemen zu kommunizieren, die das OSI- FTAM-Protokoll unterstützen. Die AS/400 ist damit an viele IBM-Systeme und an Rechner anderer Hersteller anschließbar.

Für die Verbindung mit der RS/6000 stehen außer TCP/IP AIX Viaduct und AIX AS/400 Connection Programm/6000 zur Verfügung. Mit Viaduct ist es über SQL-Anforderungen möglich, auf AS/400-Daten zuzugreifen. Das Connection-Programm erlaubt den Zugang zu AS/400 Anwendungen und Daten. Unter SNA werden 5250-Emulation und Filetransfer unterstützt; unter TCP/IP wird eine 5250-Einheit emuliert.

DSPT ist im Betriebssystem integriert

Eine Möglichkeit, auf Ressourcen innerhalb eines Systemverbunds zuzugreifen, besteht darin, sich auf einem anderen System anzumelden, um dort als lokaler Benutzer zu arbeiten. Display Station Passthrough (DSPT) ist eine im Betriebssystem integrierte Funktion und erlaubt dem AS/400-Benutzer, sich in einer anderen AS/400 oder einem /36-System anzumelden, um dort wie ein lokaler Benutzer interaktiv zu arbeiten. Neben der Nutzung von Daten, Funktionen und Anwendungen auf entfernt stehenden Systemen ermöglicht DSPT, in Ausnahmesituationen Fehleranalysen und Problembehebungen zentral vorzunehmen.

In einem Verbund aus AS/400-Maschinen und /390 - Hosts erlaubt die 3270-Emulation den interaktiven Zugriff auf zentral gespeicherte Informationen und Anwendungen des Host -Systems. Auch Druckausgaben, die normalerweise auf dem Host-System erfolgen, können an die AS/400 übertragen und dort dezentral erzeugt werden. Die Pipeline-Funktion verhindert eine Umsetzung des Datenstroms, wenn über Datenstationen der /390-Farnilie, angeschlossen über Steuereinheiten IBM 3x74 an die AS/400, auf Anwendungen des Host-Systems zugegriffen wird.

In zunehmendem Maße kann auch für Benutzer eines Host-Systems die Notwendigkeit bestehen, auf Anwendungen zuzugreifen, die auf dezentralen AS/400-Rechnern installiert sind, sowie die Steuerung dieser Systeme zentral zu übernehmen. Distributed Host Command Facility (DHCF) oder die Network Routing Facility (NRF) bieten diese Unterstützung, wobei NRF zusätzlich 3270-Drucker unterstützt und weniger CPU- Leistung beansprucht.

Die Implementierung von TCP/IP auf der AS/400 ermöglicht den Benutzern die Kommunikation mit all den Systemen, die ebenfalls TCP/IP implementiert haben-unabhängig davon, ob es sich um Systeme von IBM oder um Systeme anderer Hersteller handelt. Die AS/400 unterstützt das File Transfer Protocol (FTP) zur Übertragung von Daten, Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) zum Austausch elektronischer Post und Telnet als system- und datenstromunabhängige Datenstationsemulation.

Für Situationen, in denen wegen spezifischen Anwendungsabläufen die direkte Kommunikation mit anderen Systemen oder Einheiten erforderlich ist und diese nicht durch Standardfunktionen der AS/400 abgedeckt werden, lassen sich individuelle

Kommunikationsprogramme erstellen. Programm- zu-Programm-Kommunikation bedeutet, aus einem aktiven Anwendungsprogramm heraus ein Partnerprogramm auf einem anderen System zu starten, dort remote Arbeitsabläufe zu initiieren und die ermittelten Daten zurückübertragen zu können .Die Intersystem Communication Function (ICF) stellt die erforderliche Kommunikationsunterstützung und eine einheitliche Schnittstelle zur Verfügung. Es muß also nicht berücksichtigt werden, auf welchem System das Gegenprogramm läuft und welche Übertragungsprotokolle zum Einsatz kommen.

Eine weitere Möglichkeit, auf Datenbestände zuzugreifen, die nicht auf dem lokalen Rechner gespeichert sind, ist der Einsatz von Distributed Data Management (DDM). DDM ist eine Architektur, die den Zugriff sowie die Organisation und Verwaltung von Datenbeständen auf unterschiedlichsten Systemen einheitlich regelt. Der Einsatz von DDM ermöglicht das Arbeiten mit Remote-Dateien aus einer Anwendung heraus, als ob diese Daten sich auf dem lokalen System befänden. Dabei ist für den Benutzer eines Anwendungsprogramms nicht zu erkennen, von welchem System die Daten kommen. Das gilt auch für die Dienstprogramme der AS/400.

Vielfältige Verteilfunktionen

Während von einer AS/400 auf CICS-VSAM-Dateien und von einem PC auf AS/400 Datenbestände zugegriffen werden kann, ist jede AS/400 in der Lage, Daten auf einer anderen AS/400 ohne zusätzlichen Programmieraufwand zu nutzen. Advanced Program-to-Program Communikation (APPC) als Teil des Betriebssystems OS/400 ermöglicht der AS/400, DFV-Sitzungen zwischen Programmen in den Rechnern aufzubauen, welche SNA LU6.2 implementiert haben. Systeme, die unter dieser Architektur miteinander kommunizieren, können alle die gleichen Funktionen ausüben (DSPT, DDM, ICF-APPC etc.).

Das Client-Server -Konzept verlangt neben dem Durchgriff auf Ressourcen anderer Systeme auch die Verteilung von Informationen in einem Systemverbund. Dabei kann es sich um Daten, Programme, Prozeduren, aber auch um Dokumente, Nachrichten oder Notizen

handeln. Die AS/400 bietet eine Reihe von Verteilfunktionen, die in unterschiedlichen Systemumgebungen zum Einsatz kommen können. Es besteht die Möglichkeit, daß diese Verteilfunktion benutzerinitiiert oder bedienerlos aus Arbeitsabläufen oder Anwendungen heraus erfolgen.

SNA Distribution Services (SNADS) ist ein einheitliches Transportmedium für Informationen sowohl aus unterschiedlichen Bereichen der Datenverarbeitung als auch aus der Bürokommunikation. Unterstützt werden das Senden,

Zwischenspeichern, Weiterleiten, Empfangen und Verteilen von Dokumenten, Nachrichten, Daten und Notizen in einem SNA-Netz. Mit Object Distribution Facility (ODF) steht auf der AS/400 eine Gruppe von Systembefehlen zur Verfügung, um Dateien, Quellen, Objektprogramme und Druckerdateien zwischen AS/400-Rechnern und gleichberechtigten Systemen zu verteilen.

Überwachung und Steuerung des Netzes

Durch das schnelle Wachstum von Kommunikationsnetzen gewinnt ein zentrales Netzwerk-Management an Bedeutung. AS/400 Systems Administration Tools gestatten die zentrale Verwaltung entfernt installierter AS/400 -Maschinen ohne Personalaufwand. Die Schwerpunkte liegen in der zentral gesteuerten Verteilung von Daten, Anwendungen und Programmkorrekturen, in der zentralen Verwaltung von Konfigurationen sowie in Änderungs- und Verteilfunktionen sowohl von IBM- als auch von Kundenanwendungen .

IBM AS/400 SAA System View System Manager ermöglicht einer zentralen AS/400, Kontrollpunkt für andere AS/400 Rechner im Netz zu sein. Von zentraler Stelle aus kann sowohl das Problem-Management als auch der Änderungsdienst für dezentrale Systeme durchgeführt werden.

Norbert Astfäller ist geschäftsführender Gesellschafter der Ratioplan GmbH, Villingen.