Neues Verfahren vereinfacht das Routing

Das Label Switching beschleunigt den Datendurchsatz in IP-Netzwerken

19.06.1998

Einen höheren Datendurchsatz und garantierte QoS, diese Vorteile bringt, glaubt man den Herstellern, das neue Multi Protocol Label Switching (MPLS). Mit Cisco, Ascend, Hughes Networks Systems und Lucent bekennen sich bereits vier Produzenten zu diesem Verfahren, das zudem eine geringere Verzögerung aufweist als klassische IP-Netze.

Für Tom Nolle, President der CIMI Corp., einem Beratungsunternehmen in Voorhees, New Jersey, ist MPLS ein Schritt in die richtige Richtung. Seiner Einschätzung nach ist dies, kurzfristig gesehen, der einzige Weg, um in ATM-Netzen dem IP-Verkehr Prioritäten zuzuweisen. Auf diese Weise können die Datenpakete vom Netz spezifische Leistungscharakteristiken anfordern. In der Praxis sind Anwender so in der Lage, eigene private IP-Netze mit QoS-Garantien aufzubauen oder von ihrem Carrier entsprechende IP-Dienste mit vergleichbaren Serviceleistungen zu beziehen.

Technisch gesehen vereinfacht MPLS die Zusammenarbeit zwischen den Routern, so daß diese die Datenpakete schneller weiterreichen. Um dies zu verwirklichen, prüft der erste Router in einem MPLS-Netz nicht nur in seiner Routing-Tabelle, wohin ein Datenpaket gesendet wird, sondern versieht dieses auch mit einem Label, das den Zielort enthält. Die nachfolgenden MPLS-Router lesen dann den Header des Datenpakets nicht mehr aus, sondern benutzen nur das Label. Dieses vergleichen sie mit ihrer eigenen Label-Tabelle und leiten es dann weiter. Dabei enthält die Label-Tabelle nur soviele Einträge, wie der Router Ausgangs-Ports hat. Dies hält die Tabelle deutlich kürzer als die klassischen Routing-Tabellen, wo alle potentiellen Zieladressen gespeichert sind. Dank der kürzeren Tabelle benötigt der Router weniger Rechenzeit und beschleunigt den Datentransfer.

Allerdings bezweifeln Anwender wie Dave Norton, Netz-Manager bei der American Standard Corp. in LaCrosse, Wisconsin, ob diese Netze wirklich schnell genug sind. Er glaubt, daß selbst in MPLS-Netzen die Antwortzeiten für Sprach- und Video-Applikationen zu langsam sind. Deshalb setzt der DV-Experte lieber auf dedizierte Verbindungen. In die gleiche Kerbe schlägt Brett Azuma, Analyst bei Dataquest.