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Aigner, Assange, Affentheater

Das Jahr 2010 im World Wide Web

16.12.2010
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Blödsinn des Jahres

Da fallen einem doch zuerst einige deutschen Verlage ein, die Geld von Google wollen, weil der Internetkonzern Teile ihrer teuer produzierten Artikel ohne zu fragen auf diversen News-Sites anfeatured. Das Leistungsschutzrecht stößt in der Politik auf Gegenliebe, bei vielen, besonders freiberuflich tätigen Autoren nicht - schließlich möchten sich die Verlagsmanager die Kohle lieber selbst einstecken und nichts an die weiterreichen, deren Texte betroffen sind.

Kurios auch die Forderung von Telekom-Chef Obermann, Google und andere Internetanbieter mögen bitte zahlen dafür, dass es die TK-Infrastruktur der Netzbetreiber nutzt, ohne Gebühren abzudrücken. Das Thema Netzneutralität köchelt seitdem auf etwas stärkerer Flamme.

Debatte des Jahres

Womit wir wieder bei Facebook wären. Sollen Daten und Informationen, die wir einmal ins Netz gestellt haben, auf ewig auffindbar sein? Wollen wir Jugendsünden auch in 30 Jahren noch immer vorgehalten bekommen, als wäre es gestern gewesen? Einige schlaue Forscher haben sich hingesetzt und den Vorschlag entwickelt, alle online veröffentlichten Informationen mit einem Verfallsdatum zu versehen. Keine schlechte Idee, das menschliche Hirn kann sich schließlich auch nicht alles auf immer merken und das ist auch gut so. Es ist leider zu befürchten, dass es erst eines Super-GAUs in höchsten Kreisen bedarf, bis sich in diesem Punkt wirklich etwas umsetzen lässt.

Umsätze des Jahres

Es gibt endlich eine Alternative zum Goldesel: Manager bei Google zu sein, mit der Lizenz zum Gelddrucken. Das Unternehmen erwirtschaftet neue Rekordergebnisse und bildet innerhalb der gesamten IT-Branche damit beileibe keine Ausnahme. Das schürt Neid - womit wir wieder beim Leistungsschutzrecht und der Netzneutralität wären.

Release des Jahres

Welchen Einfluss der vom W3C verabschiedete neue HTML-Standard 5 genau haben wird, ist bisher nur zu ahnen. Adobe Flash jedenfalls scheint ausgedient zu haben (jetzt schon nominiert für den Titel "Abgesang des Jahres 2011") - womit Steve Jobs doch noch recht bekommt. Die ersten Eindrücke sind sehr positiv: 2011 wird wohl das ultimative HTML5-Jahr werden.

Shopping-Erlebnis des Jahres

Amazon und andere verkaufen auch Lebensmittel. Schon gemerkt? So richtig durchsetzen kann sich das Angebot erneut nicht - auch ein erster Anlauf vor gut einem Jahrzehnt ist gescheitert. Ob es diesmal klappt? Wir müssen alle nur ganz fest dran glauben und noch mehr WoW spielen, um den Weg vom heimischen Rechner in den Supermarkt schneller zu vergessen.