Softlab bringt Studie zur Datumsumstellung auf den neuesten Stand

Das Jahr-2000-Problem wird hierzulande klar unterschätzt

16.05.1997

Ende 1996 sah die Hälfte der deutschen Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, in der Datumsumstellung ein ernstes Problem (siehe CW Nr. 48 vom 29. November 1996, Seite 1: "Das Jahr 2000 läßt deutsche IT-Chefs kalt"). Der neuen Erhebung zufolge haben nun sechs Prozent mehr den Ernst der Lage erkannt. Ein Fünftel der hiesigen Unternehmen halten das Problem nach wie vor nicht für gravierend.

Wie vor einem halben Jahr zeigen sich die DV-Verantwortlichen selbstbewußt. Fast 80 Prozent geben an, die Implikationen der Umstellung zu kennen, ähnlich viele behaupten, sich eine Strategie zurechtgelegt zu haben. Dennoch ist das Urteil der von Softlab beauftragten Analysten von Neamand Bond Associates vernichtend: "Bei diesen Angaben handelt es sich oft um bloße Behauptungen, die Strategien sind in Wirklichkeit nicht über die Anfangsphase hinausgekommen." Zu vage und widersprüchlich seien die Angaben der rund 700 europäischen Unternehmen (Ende 1996 antworteten 840 Firmen).

So äußern fast 70 Prozent der Befragten, keine Auswirkungen der Datumsumstellung auf ihre IT-Projekte entdecken zu können. Mehr als die Hälfte weiß nicht, wieviel Programmcode betroffen ist. Und nur ein Viertel berichtet, ein Budget für die Umstellung eingerichtet zu haben. Dabei geht etwa die Gartner Group davon aus, daß für die Korrektur des Codes in Europa zwischen 75 und 150 Milliarden Dollar investiert werden müssen. Insgesamt kommen die Analysten zu dem Schluß, daß das Problem zwar allmählich angegangen wird, allerdings nicht mit der nötigen Geschwindigkeit.

Aus einer ähnlichen Einschätzung heraus überlegen einige Dienstleister wie etwa die Integrata Unternehmensberatung GmbH, Tübingen, ob sie nicht ab 1998 aus dem Geschäft mit der Datumsumstellung aussteigen sollen. Sie befürchten, Aufträge nicht mehr rechtzeitig zu erledigen können.