Lob und Tadel von der OECD

Das Jahr-2000-Problem bedroht die Weltwirtschaft

09.10.1998

Die langwierige und voraussichtlich unvollständige Bearbeitung zweistelliger Jahreszahlen-Felder in den meisten Programmen weltweit dürfte nach Ansicht der OECD negative Folgen für die Weltwirtschaft haben. Die Organisation fürchtet eine kurzzeitige Inflation sowie negative Auswirkungen auf das Produktivitätswachstum der globalen Wirtschaft. Zudem könnten die Finanzmärkte Schaden nehmen, wenn Investoren erst das Ausmaß des Risikos erkannt hätten.

Laut OECD erwarten die meisten einschlägigen Studien in den kommenden zwei Jahren als Auswirkung des Umstellungsproblems einen durchschnittlichen Rückgang der Bruttoinlandsprodukte zwischen 0,3 und 1,1 Prozent. Zum Vergleich: In der Phase der weltweiten wirtschaftlichen Rezession 1973 und 1974 sank die amerikanische Wirtschaftskraft um 3,7 Prozent. Allerdings gibt es eine Reihe ernstzunehmender Wirtschaftsexperten, darunter Edward Yardeni, Chefökonom der Deutsche Bank Securities, die erneut von einer weltweiten Rezession ausgehen.

Die Globalisierung und die damit verbundene gegenseitige Abhängigkeit von Wirtschaftsräumen führt laut OECD-Studie dazu, daß auch hochentwickelte Volkswirtschaften, die sich gut auf das Jahr-2000-Problem vorbereitet fühlen, in Gefahr sind. Unterschätzt werde vor allem die Bedrohung, die von ausfallenden Embedded-Chips in internationalen Netzen, Industriekontroll- und Sicherheitssystemen ausgehe. Weltweit seien bis zu 25 Milliarden solcher Chips in Betrieb.

Obwohl es laut OECD zu negativen Einflüssen auf die Weltwirtschaft kommen wird, betont die Organisation, daß in den meisten Mitgliedsstaaten sorgfältige Vorbereitungen auf den Jahrtausendwechsel getroffen würden. Nationale Koordinierungsstellen oder Gremien, die das öffentliche Problembewußtsein schärfen sollen, gebe es nahezu überall. Die Hälfte aller Staaten habe inzwischen das Risiko genau kalkuliert und sich mit Notfallplänen auf mögliche Systemausfälle eingestellt.

In nahezu allen Ländern seien mit gleicher Priorität folgende Bereiche als besonders sensibel eingestuft worden: Energieversorgung, Kommunikationssysteme, Finanzwirtschaft, Transport, Gesundheit und Wasserwirtschaft. Besondere Budgets für das Thema haben jedoch nur wenige Länder bereitgestellt. Als vorbildlich gelten hier Australien, Irland, Japan, Korea und die Niederlande. Dänemark und Spanien werden lobend erwähnt, weil dort die Behörden von den Wirtschaftsunternehmen detaillierte Auskünfte über den Stand der Jahreszahlenumstellung einfordern.