Oma geht online

Das iPad als Senioren-Rechner

04.06.2010
Wie bekommt man eine 67-jährige Rentnerin dazu, die E-Mails ihres Sohnes zu lesen ­ obwohl ihr das Internet zu kompliziert ist? Im Fall von Heidi Kreutz lautet die Antwort: Mit dem iPad.

Es war eigentlich ein Witz: Das iPad, der Rentner-Rechner. Ganz falsch ist der Gedanke aber nicht. Denn auf dem kontraststarken Bildschirm lassen sich auch trotz Weitsichtigkeit Websites oder Magazine lesen. Der Text lässt sich vergrößern. Und die Symbole trifft jeder, selbst wenn er noch nie im Leben eine Computermaus in der Hand hatte.

"Der Funktionsumfang des iPad ist so reduziert und einfach, dass auch unerfahrene Nutzer leicht damit zurechtkommen", sagt der Designer Frank Jacob. Das Blättern von Seiten etwa funktioniere auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm fast so wie in der analogen Welt, lobt der Inhaber des Designbüros "human interface.design" in Hamburg, der auch an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel lehrt.

Ein Hinweis auf die Chancen des iPad biete das iPhone, meint Jacob: "Das ist eines der beliebtestes Senioren-Handys." Denn das Gerät - ebenfalls aus dem Hause Apple - sei leicht zu bedienen, sehe aber nicht wie die üblichen klobigen Rentner-Handys mit ihren riesigen Tasten aus.

Für Heidi Kreutz waren Computer bislang fremde Wesen. "Ich komme mit dem Laptop nicht ganz zurecht", sagt sie. Ein Kurs an der Volkshochschule änderte daran nicht viel. "Das iPad ist einfacher", meint die frühere Buchhändlerin. Eine Berührung des Bildschirms, und schon hat sie die E-Mails vor der Nase. Um nachher die Fingerabdrücke zu entfernen, hat sie ein Tuch bereitliegen.

Was viele Technik-Kenner am iPad stört, dürfte unerfahrenen Nutzern wenig ausmachen. Wer die ausgesperrte Multimedia-Software Flash nicht kennt, wird sie auch nicht vermissen. Und wer ohne iPad kaum ins Internet kommt, findet Apples prüde Richtlinien für Zusatzprogramme, die beispielsweise bei nackter Haut kein Pardon kennen, auch nicht so schlimm. (dpa/mb)