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Das Internet ist klein - in gewissem Grade

08.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Jeder Internet-Nutzer kennt jeden beliebigen anderen Anwender weltweit über durchschnittlich sechs Bekannte, haben amerikanische Soziologen in einer Studie herausgefunden. Sie verfolgten die elektronische Post von rund 61.000 Studienteilnehmern aus 166 Ländern. Sie sollten jeweils E-Mails weiterleiten, bis diese eine von 18 vorbestimmten Zielpersonen erreichte.

Als Empfänger wurden unter anderem ein Archivar in Estland, ein indischen Technologieberater, ein australischen Polizisten und ein Tierarzt der norwegischen Armee bestimmt. Die Freiwilligen sollten nun E-Mails an Freunde und Bekannte schicken, von denen sie glaubten, dass sie den Zielpersonen näher standen, bis die Mail beim Empfänger ankam. So sendete zum Beispiel ein Studienteilnehmer aus Großbritannien eine Nachricht an einen Onkel in Uganda. Der leitete sie zu einer Freundin nach Moskau weiter, die sie an einen Schulfreund schickte, der in Novosibirsk lebte. Dieser kannte die Zielperson, bei der die Mail schließlich landete.

Auf diese Weise seien über 24.000 E-Mail-Ketten entstanden, schreiben die Wissenschaftler im Aufsatz "Exploring Social Networks Through E-Mail" im Wissenschaftsmagazin "Science" (Band 301). Im Durchschnitt war die Mail nach fünf bis sieben Weiterleitungen beim bestimmten Empfänger. Am schwersten zu erreichen waren zwei Männer in Kroatien und Indonesien, so die Forscher. Ohne große Umwege landeten die Nachrichten bei einem Professor der Cornell University.

Die Theorie, dass alle Menschen weltweit über eine Kette von rund sechs Sozialkontakten miteinander bekannt sind, ist nicht neu. Bereits 1967 hat der Psychologe Stanley Milgram entsprechende Thesen im Wissenschaftsmagazin "Psychology today" veröffentlicht. Bewiesen konnte die Theorie bislang allerdings nicht werden. (lex)