Das Internet hat goldenen Boden

25.04.2005
Yahoo, Ebay und Google glänzten mit Rekordergebnissen. Allerdings wird es immer schwieriger, die hoch gesteckten Erwartungen zu erfüllen.

93 - 36 - 55, das sind weder Modelmaße noch Gewinnzahlen aus der Lotterie, sondern die Steigerungsraten in Prozent, um die die Internet-Größen Google, Ebay und Yahoo ihre Umsätze im zurückliegenden Quartal in die Höhe getrieben haben. Die Entwicklung der Profite steht diesen Werten nicht nach.

So gelang es Google, mit 369 Millionen Dollar seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal auf das Fünffache zu steigern. Seine Einnahmen hievte der Suchmaschinenanbieter im Jahresvergleich um 93 Prozent auf knapp 1,26 Milliarden Dollar.

Google profitierte vor allem von dem steigenden Werbeaufkommen im World Wide Web. Über bezahlte Sucheinträge auf seinen eigenen Seiten erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 657 Millionen Dollar. Das sind 116 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Via das Adsense-Programm mit Partnerseiten flossen weitere 584 Millionen Dollar in die Kassen, 75 Prozent mehr als im ersten Quartal 2004.

Auch Yahoo profitierte in den ersten drei Monaten des Jahres vom Werbe-Boom im Netz. So stiegen die Erlöse aus dem Advertising-Geschäft im Jahresvergleich um 54 Prozent auf rund eine Milliarde Dollar. Insgesamt steigerte der Portalanbieter seinen Umsatz um 55 Prozent auf 1,17 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verdoppelte sich auf knapp 205 Millionen Dollar.

Neben den wachsenden Werbeeinnahmen profitierte der Internet-Pionier von den steigenden Nutzerzahlen. Insgesamt besuchten im ersten Quartal des Jahres 372 Millionen Menschen die Yahoo-Seiten, 36 Prozent mehr als vor einem Jahr. Allerdings werde es künftig weniger darum gehen, noch mehr Nutzer auf die eigenen Seiten zu locken, erläuterte Yahoo-Chef Terry Semel, als vielmehr darum, die Online-Besucher stärker an das eigene Angebot zu binden.

Kostenpflichtige Inhalte sind kaum gefragt

Über diese engeren Beziehungen zu ihren Kunden hoffen die Yahoo-Verantwortlichen, mehr kostenpflichtige Dienste verkaufen zu können. Zwar gelang es, die Umsätze mit Bezahlangeboten im abgelaufenen Quartal um 61 Prozent auf 149 Millionen Dollar zu steigern. Allerdings macht dieser Posten erst 13 Prozent vom Gesamtumsatz aus. Nur zwei Prozent der Yahoo-Nutzer sind derzeit bereit, für Online-Dienste zu bezahlen.

Neue Angebote bräuchte auch Ebay, um sein Wachstumstempo beschleunigen oder halten zu können. Zwar gelang es der Online-Auktionsplattform, den Umsatz im zurückliegenden Quartal um 36 Prozent auf knapp über eine Milliarde Dollar zu steigern. Auch der Gewinn legte um 28 Prozent auf 256 Millionen Dollar zu. Mit diesen Raten liegt der Online-Auktionator jedoch deutlich hinter Google und Yahoo zurück.

Sorgen bereiten Ebay-Chefin Meg Whitman vor allem die Geschäfte in Kernmärkten wie den USA und Deutschland. Hier erwirtschaftet die Internet-Company rund drei Viertel der Einnahmen. Die Wachstumsrate beispielsweise in Deutschland betrug im abgeschlossenen Quartal jedoch gerade einmal 24 Prozent, bereinigt um Währungseffekte sogar nur 19 Prozent. Damit flaut das Tempo hierzulande weiter ab und nähert sich dem Wachstum von rund 20 Prozent im Ebay-Heimatmarkt USA an. Außerhalb der USA legte das Unternehmen dagegen um 58 Prozent zu.

"Wir sehen in Deutschland derzeit ein geringeres Wachstum, als uns lieb ist", räumte Whitman anlässlich der Vorstellung der Quartalszahlen ein. Die Ebay-Chefin kündigte Maßnahmen an, um die Geschäfte wieder anzukurbeln. Konkrete Informationen darüber, wie dies zu bewerkstelligen sei, blieb sie jedoch schuldig.

Vor einem Abflachen der Wachstumskurve ist den anderen großen Internet-Protagonisten indes nicht bange. So steckt Yahoo-Chef Semel zufolge noch genügend Potenzial in der Online-Werbung. Firmen gäben aktuell erst zwei bis vier Prozent ihres Werbeetats für Online-Aktivitäten aus, während Konsumenten bereits 15 Prozent ihrer Zeit für Mediennutzung im Internet verbrächten.

Auch Google-Chef Eric Schmidt kann keine Anzeichen dafür erkennen, dass sich das Geschäft abschwächt. Allerdings sehen auch die Google-Verantwortlichen die Notwendigkeit, etwas für weitere gute Zahlen zu tun. Im laufenden Jahr soll das Investitionsbudget im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent auf rund 500 Millionen Dollar aufgestockt werden. Zudem plant der Suchmaschinenanbieter neue Werbeformen und Abrechnungsmodelle. Bestanden die Werbeeinträge neben den Suchtreffern bislang eher aus spartanisch anmutenden Textblöcken, soll es künftig auch aufwändiger gestaltete Einblendungen mit Grafiken geben. (ba)