Capellas: Neue Generation von PCs ist nötig

Das Internet als Waffe gegen die Konkurrenz

17.09.1999
PARIS (CW) - Da sich die Analysten von International Data Corp. (IDC) auf ihrem eigenen IT-Forum mit Prognosen über die Branche zurückhielten, mußten zwangsläufig die Keynote-Redner in die Bresche springen. Michael Dell prophezeite in Paris eine trotz Linux anhaltende Vormacht von Windows NT, während Michael Capellas von einer völlig neuen PC-Generation schwärmte.

Diese Geräte, so Compaqs frischgebackener CEO, seien durch den Einfluß des Internet künftig nicht mehr wiederzuerkennen. Glaubt man dem Topmanager, sind sie so einfach zu bedienen wie Produkte aus dem Bereich der Consumer-Elektronik, bieten drahtlosen Web-Zugang und sehen vor allem "ziemlich cool" aus. Darüber hinaus sei eine Vielzahl von Formfaktoren möglich, so der neue Chef des größten PC-Herstellers.

Nicht verraten wollte Capellas hingegen, wie das erste "coole" Gerät aus dem Hause Compaq heißt. Man befinde sich gerade in intensiven Verhandlungen mit einem Anbieter von GSM-Technologie (GSM = Global System for Mobile Communications, der in Europa vorherrschende Handy-Standard). Ob es sich um Nokia oder Motorola handelt, ließ er allerdings offen. Er verriet jedoch, der Handy-Palmtop von Compaq komme noch vor dem Jahreswechsel, habe wohl 64 MB Arbeitsspeicher und einen farbigen Touchscreen-Monitor.

Das Ziel der Bemühungen sei es, so Capellas, den "Zugang zu Informationen neu zu definieren". Alles müsse künftig überall erreichbar sein. Wie sehr ihm das Konzept persönlich entgegenkommt, gab er nach der Rede zu Protokoll: "Von den sechseinhalb Wochen im Amt als CEO habe ich drei Tage im Büro in Houston verbracht."

Michael Dell, Chef des gleichnamigen Rechnerherstellers, lehnte sich hingegen in Paris mit einer Aussage über Open-Source-Software aus dem Fenster: "Ich bezweifle, daß Linux jemals 50 Prozent der NT-Basis bei unseren verkauften PC-Servern erreichen wird." Sollte sich dies jedoch überraschenderweise abzeichnen, so schob Dell nach, werde sein Unternehmen vorbereitet sein.

Ebenso wie sein Vorredner Capellas verwies Dell auf die Veränderungen, die der Siegeszug der globalen Vernetzung nach sich ziehe. "Das Internet ist wie eine Waffe. Entweder benutzt man sie selber, oder die Konkurrenz setzt sie früher oder später ein." Den Anwesenden gab er drei Ratschläge zur Web-Nutzung mit auf den Weg.

Zum einen werde die Sammlung von Informationen langfristig die Lagerhaltung verdrängen. Man brauche schließlich keine Produkte mehr vorhalten, wenn man das Kaufverhalten der Nutzer kenne. Ferner sei die effiziente Führung der eigenen Firma ausschlaggebend. Zwar brächten Vertrieb und Service Geld ins Haus, sparen müsse ein Unternehmen jedoch bei sich selbst. Schließlich sei es wichtig, daß der Kunde zufrie- den sei. "Er muß im Internet ein Kauferlebnis erfahren, wie er es im richtigen Leben noch nie gehabt hat." Dann erst komme er wieder.