Das Gewinnwachstum bei Apple faellt niedriger aus als erwartet Von Arnd Wolpers*

28.05.1993

Nachdem der Apple-Gewinn fuer das erste Quartal 1993 mit 92 Cent pro Aktie nicht nur niedriger als im Vorjahr (1,09 Dollar) ausfiel, sondern auch noch unter den Erwartungen lag, nahmen einige Analysten die Gewinnschaetzungen fuer das laufende Geschaeftsjahr (Ende: 30. September 1993) zurueck. Die US- Investmentbank Goldman Sachs etwa, die vor wenigen Wochen noch von einem Gewinn je Aktie von deutlich ueber vier Dollar ausgegangen war, reduzierte ihre Schaetzung auf 3,95 Dollar Profit.

Beruecksichtigt man die Enttaeuschung ueber den mageren Gewinn des ersten Quartals, haelt sich der Apple-Kurs recht gut. Dennoch: Gemessen an den neuen Index-Hoechststaenden in Wallstreet und im Branchenvergleich hat Apple in den vergangenen Wochen relativ schlecht abgeschnitten.

Das Management des Herstellers geht von einem spuerbaren Umsatzschub in der zweiten Haelfte dieses Jahres aus. Unmittelbar nach der Veroeffentlichung der Zahlen fuer die ersten drei Monate aeusserte der Vorstand gegenueber Analysten die Erwartung, dass es bis zum September durch aggressive Preissenkungen gelingen werde, einen Umsatzschub zu erwirken, ohne dabei die Margen zu sehr zu vernachlaessigen.

Die Analysten von Goldman Sachs teilen in einer Apple-Studie diesen Optimismus nicht. Sie gehen von einer weiteren Margenerosion aus, die von Compaq und Dell angefuehrt wird. Diese Unternehmen wuerden weit ueberdurchschnittlich wachsen - mit Umsatzspruengen von rund 100 Prozent sowie Sueckzahlensteigerungen von zirka 150 Prozent - und seien darauf aus, ihren Marktanteil schnellstmoeglich auszubauen.

Darueber hinaus erwarten die Goldman-Auguren, dass sich das Wachstum bei den Apple-Powerbooks auf dem jetzt erreichten Niveau verlangsamt. Im zweiten Quartal waren 155 000 Einheiten verkauft worden. Folgt man der Goldman-Sachs-Studie so wird sich der Powerbook-Umsatz bei 155 000 bis 175 000 Stueck pro Quartal einpendeln.

Apples Umsatzrendite vor Steuern fiel im ersten Quartal auf 8,6 Prozent. Im vergleichbaren Vorjahresquartal waren noch 12,3 Prozent verdient worden. Das zu Jahresanfang von John Sculley genannte Renditeziel von zwoelf bis 15 Prozent brutto wird sich im laufenden Jahr sicher nicht erreichen lassen.

Geht man fuer 1993 von vier Dollar Gewinn je Aktie aus, so errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhaeltnis von etwas ueber 14. Sowohl unter technischen Aspekten (zuletzt relative Schwaeche) als auch unter grundsaetzlichen Gesichtspunkten verdient der Titel derzeit keine Kaufentscheidung.