Das gewandelte Glashaus-Konzept der IBM

19.11.1993

Big Blue scheint sich mit den HPS-Front-end-Rechnern die Vorteile der herkoemmlichen Mainframe- wie der Parallelarchitekturen zu eigen machen zu wollen. Beide arbeiten mit zu "Central Electronic Complexes" (CEC) zusammengefassten CMOS-Mikroprozessoren.

Bei der Query-Maschine werden sechs eng gekoppelte (tightly coupled) Prozessoren auf einem CEC zusammengefasst, auf bis zu acht CECs - also maximal 48 CPUs - kann ein System aufgeruestet werden. Der "Transaction Server" besteht aus zwei oder mehr CECs (maximal 32) mit zwei bis sechs CPUs.

Der "Query Server" agiert als Datenbankmaschine fuer den Mainframe und verarbeitet die von einer Workstation an den Grossrechner gestarteten SQL-Anfragen. Zunaechst unterstuetzt er DB2-Anfragen von MVS-Grosssystemen, spaeter sollen noch andere Datenbankprodukte angesprochen werden koennen.

An Software wird unter anderem IBMs Query Management Facility (QMF) und Personal Applications System (PAS) unterstuetzt. Nach einer Anfrage werden die DB2-Daten vom Host auf den Query Server geladen, dort in parallele Bloecke aufgebrochen und verarbeitet. Die Software sorgt zudem fuer eine ausbalancierte Arbeitslast der diversen Prozessoren des Query-Servers. Softwarehaeuser, die fuer IBMs Query-Maschine entwickeln wollen, sind die Candle Corp., die Oracle Corp. sowie die Information Builders Inc.

Als leistungsstarke Transaktionsmaschine dient der Parallel Transaction Server in Huckepack-Funktion fuer die im Fruehjahr 1993 vorgestellten IBM-Mainframe-Modelle 511 und 711, deren Design auf die Zusammenarbeit mit den jetzt vorgestellten Query- und Transaction-Servern zugeschnitten wurde.

Eine sogenannte Coupling-Facility ist fuer die balancierte Datenverteilung bei der Transaktionsverarbeitung verantwortlich. Sie traegt zudem Sorge fuer die unterbrechungsfreie Neuverteilung der Arbeitslast fuer den Fall, dass einer der Parallelprozessoren havariert. Der Transaction Server wird anscheinend zunaechst fuer IMS-Datenbanken und den CICS-Transaktionsmonitor sowie die IMS-TM- Umgebung eingesetzt werden koennen. In Zukunft sollen Transaktionsumfelder wie etwa DB2 und VSAM weiterentwickelt werden, um die Parallelstruktur des Transaction Servers zu nutzen.

Sobald IBM die Maschine ausliefert, soll auch der Softwarecode fertig sein, mit dem sich die Funktionalitaet der Coupling-Facility auch fuer CICS, MVS, DFSMS, IMS und JES2 nutzen laesst.