Android-Spionage

Das gelangt wirklich in die Google-Cloud

23.12.2017
Android synchronisiert sich über einen Google-Account regelmäßig mit der Cloud. Doch was wird dabei hochgeladen?

Wer ein Android-Smartphone nutzt, sollte wissen: Sobald Sie den Google-Account auf dem Smartphone einrichten, beginnt Google mit seiner Datensammlung: Kontakte, Kalender, Internetsuche und weitere Daten werden nicht nur auf dem Gerät gespeichert, sondern auch mit Googles Cloud synchronisiert.

Das gelangt über einen Google-Account in die Cloud.
Das gelangt über einen Google-Account in die Cloud.
Foto: alexmillos - shutterstock.com

Welche persönlichen Daten Ihr Smartphone automatisch in die Google Cloud sichert, können Sie selbst mit einem rund 2000 Euro teurem Tool testen – denn den Cloud Explorer gibt es auch in einer leicht funktionseingeschränkten Demoversion. Er lädt alle Ihre persönlichen Daten aus der Google Cloud auf Ihren PC und analysiert diese für Sie. Eigentlich ist das Tool zur forensischen Analyse der Cloud-Daten gedacht. Entsprechend klein ist der Kreis der Kaufinteressenten für die Software und entsprechend hoch ist der Preis für die Vollversion von Cloud Explorer.

So geht’s: Nach dem Start des Installationsprogramms von Cloud Explorer fragt der Installationsassistent nach einer Seriennummer. Lassen Sie das Feld leer, und klicken Sie auf „Weiter“, um die Software in der Demoversion zu installieren. Nach der Installation wählen Sie „File –> Add Google Snapshot“. Damit laden Sie eine Kopie Ihrer Daten aus der Cloud herunter.

Damit das klappt, müssen Sie sich im nächsten Schritt mit Ihrem Google-Log-in (Mailadresse und Passwort) einloggen. Dabei unterstützt das Tool auch die Zwei- Faktoren-Anmeldung von Google. So können Sie das Tool also auch dann nutzen, wenn Sie diese sichere Log-in-Methode gewählt haben. Im Test funktioniert das allerdings nicht mit dem Zusatzcode aus der Authenticator-App von Google. Der Log-in klappte aber mit einem Ersatzcode, den Google „Backup Code“ nennt: Sie erhalten diese Ersatzcodes über https://myaccount.google.com/security und dann unter „Bestätigung in zwei Schritten –> Back-up-Codes“.

Nach dem erfolgreichen Log-in lädt der Cloud Explorer sofort Ihre Daten aus der Google Cloud herunter, was aber einige Zeit dauern kann. Bei unserem Testkonto betrug die zu ladende Datenmenge rund 3 GB, die erst nach 40 Minuten auf den PC gelandet waren. Da wir im Test eine schnelle Internetverbindung nutzten, war wohl der Cloudspeicher selbst an der niedrigen Datenrate schuld. Vermutlich ist dieser Google-Speicher nicht für schnelle Downloads ausgelegt.

Nach Abschluss des Downloads zeigt der Cloud Explorer Ihre Daten sortiert in 14 Kategorien an. Diese sind: generelle Nutzerdaten und Konteninformationen, Nachrichten aus Hangouts, SMS-Textnachrichten, wenn Sie ein Google Pixel, Pixel XL und Android 8 verwenden, gespeicherte WLAN-Zugangsdaten (SSID und Passwörter), Mailnachrichten, wenn Sie Gmail nutzen, Kontakte aus dem Smartphone-Adressbuch, Google Notizen (Google Keep), Ihr Suchverlauf inklusive der angeklickten Suchergebnisse, Ihre Standortdaten, alle Daten aus dem Browser Chrome, also Lesezeichen, Formulareingaben, gespeicherte Log-ins und Passwörter sowie der Browserverlauf und schließlich Ihre Mediendateien, etwa Fotos und Videos aus Google Fotos.

Im Test hat uns die Datenmenge überrascht. Unter „Locations“ ließen sich die Standortdaten der letzten vier Jahre abrufen. Google speichert dabei nicht nur einzelne Positionen, sondern auch die Bewegungen zwischen zwei Stationen und notiert zu jeder das Verkehrsmittel, „Walk“, „Cycling“, „Driving“, „Flying“ oder im Zweifelfall „Moving“. Unter der Kategorie „History“ fanden wir 116 000 Suchanfragen unseres Google-Accounts. Diese reichten zeitlich zurück bis 2010.

Wenn Ihnen angesichts der gespeicherten Datenmenge die Lust auf Google vergeht, dann ist es gar nicht so einfach, das Datensammeln zu stoppen oder einzuschränken. Auch das Löschen der bereits gespeicherten Daten ist aufwendig. Der Grund: Die Daten sammeln sich aus sehr vielen verschiedenen Diensten; neben der Suchmaschine oder dem GPS-Sensor in Ihrem Handy wandern unter Umständen auch Ihre Fotos aus der Google-Fotos-Backup-Funktion und vieles Weitere in die Cloud. Fast alles davon lässt sich abschalten, aber die Schalter sind teilweise arg verstreut.

Ein guter Startpunkt fürs Löschen von Daten ist https://myactivity.google.com. Allerdings erwischt man dort noch lange nicht alle Daten. Empfehlenswert ist eine generelle Google-Diät: Nutzen Sie, falls möglich, alternative Dienste und Apps, also statt der Google-Tastatur Gboard beispielsweise Shiftkey oder statt www.google.com den alternativen Browser Cliqz mit angeschlossener Suchmaschine. (PC-Welt)