Preiswerte IT

Das Geheimnis liegt in der Vereinfachung

04.11.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Nur noch ein Fünftel für die Wartung

CW: Sie haben vor dem Projekt 70 Prozent Ihrer Ausgaben in Wartung und Support gesteckt und 30 Prozent für Innovationen ausgegeben. Aktuell liegt dieses Verhältnis bei 80 Prozent für die Innovation und 20 Prozent für Support und Wartung. Wie kann das funktionieren?

Randy Mott hat 80 Prozent des Budgets für Innovationen.
Randy Mott hat 80 Prozent des Budgets für Innovationen.
Foto: HP

MOTT: Denken Sie an die 6000 Applikationen und nehmen Sie an, für deren Wartung ist jeweils eine Person zuständig, manchmal auch zwei oder mehr. Wenn stattdessen nur noch 2000 Applikationen unterstützt werden und Sie die frei werdenden Ressourcen für Innovationen einsetzen, verändert das Ihre Zahlen enorm. Nehmen Sie jetzt noch die Verringerung von 85 auf sechs Rechenzentren hinzu. Technische Änderungen an den Applikationen mussten früher in bis zu zehn Rechenzentren nachvollzogen werden, was die Koordination von Changes sehr aufwändig machte. Vereinfachung auf verschiedenen Ebenen verändert Ihre Ausgangslage wirklich dramatisch. Sie können dem Business ohne zusätzliche Kosten plötzlich neue Funktionen anbieten, anstatt nur für den Betrieb des Bestehenden zu sorgen.

CW: Die Rechnung geht aber nur auf, solange Sie keine Mitarbeiter freisetzen.

MOTT: Nun, wir haben beides getan. Vor der Umstellung lag das Verhältnis von freien zu fest angestellten Mitarbeitern bei 50 zu 50. Heute liegt es bei 85 zu 15 zugunsten der Festangestellten. Viele der freien Kräfte waren mit dem Support der Applikationen beschäftigt. Da wir viele Anwendungen abgeschaltet haben, sind bei weitem nicht mehr so viele Freelancer nötig.

CW: Wozu brauchen Sie eigentlich eine Innovationsrate von 80 Prozent?

MOTT: Wenn Sie klar unterscheiden können zwischen den Betriebsausgaben und den Kosten, die von Management-Entscheidungen abhängen, dann lässt sich relativ schnell überprüfen, welche Innovation welchen Return gebracht hat. Die Transparenz ist sehr wichtig für die Entscheidungsgrundlage. Ob man die hohe Innovationsrate braucht, hängt stark vom Unternehmen ab. Bei HP bin ich dafür verantwortlich, die Produktivität von über 300.000 Mitarbeitern zu erhöhen. Deshalb benötige ich diese hohe Rate. Übrigens bereiten wir zwar die Kosten-Nutzen-Analyse vor, aber überprüft und freigegeben wird sie von unseren Finanzexperten. Das bringt uns die nötige Glaubwürdigkeit. In den vergangenen Jahren lagen die erzielten Vorteile immer über den Kosten der IT.

CW: Wenn CIOs ihren CEOs erklären, dass sie 80 Prozent ihrer Ressourcen für Innovation aufwenden, setzen sie sich damit nicht selbst enorm unter Druck?

MOTT: Ja, selbstverständlich, aber jeder andere Geschäftsbereich steht unter ähnlichem Druck, seine Produktivität zu erhöhen, seine Marge zu verbessern, seine Kosten zu verringern.