Das Festplattengeschäft wächst antizyklisch

13.10.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Diese Attitüde ist neu, denn nicht nur finanziell, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung fristeten die Speicherspezialisten stets ihr Dasein im Schatten der CPU-Hersteller. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Intel und Co. ihr Signet außen an die PCs kleben dürfen. Viele Anwender kennen auch Moore's Law, wonach sich die Zahl der Transistoren auf den Prozessoren alle 18 Monate verdoppeln soll. Wesentlich weniger IT-Nutzer wissen jedoch, dass die Speicherkapaziät von Festplatten seit Jahren alle zwölf Monate um etwa 100 Prozent steigt.

Geregelter Markt: Die vier größten Harddisk-Anbieter kontrollieren knapp 84 Prozent des Marktes. Quelle: Gartner Dataquest

Am technischen Grundkonzept hat sich dabei seit IBMs erstem Festplattensystem "Ramac" (Random Access Method of Accounting and Control) aus dem Jahr 1956 nicht viel verändert. "Es handelt sich um eine mechanische Technologie, aber weil die Mechanik sehr einfach aufgebaut ist, nutzen wir sie immer noch", erläutert Hitachi-Manager Naruse. Damals konnte man in der Tat noch von festen Platten sprechen: 50 lackierte Aluminiumscheiben mit einem Durchmesser von jeweils 65 Zentimetern drehten sich 1200 mal pro Minute unter einem Paar beweglicher Schreib-Lese-Köpfe hindurch. Jede Platte konnte den Inhalt von 25000 Lochkarten aufnehmen, deren Ende daher schon bald gekommen war. Für die Kapazität von etwa 5 Megabyte mussten Mitte der 50er Jahre rund 50000 Dollar bezahlt werden. Heute finden sich nur noch wenige Währungseinheiten auf der Welt, die dem geringen "Wert" eines Megabyte entsprechen. Folglich müssen sich die einschlägigen Anbieter neue Geschäftsfelder und

Vertriebsargumente suchen, um den Verfall des Preises pro Leistung zu kompensieren.

Gelingen soll ihnen dies mit Features abseits des Speichervolumens. Neben dem Preis, der Kapazität und der Größe der Geräte legen Kunden vermehrt Wert auf einen niedrigen Stromverbrauch, leisen Lauf, Erschütterungsfestigkeit sowie Temperaturtoleranz etwa für den Einsatz in Autos. Auch die Ausfallsicherheit wird zu einem entscheidenden Kriterium: Wenn ein PC während der Garantiezeit vor Ort repariert werden muss, weil die Platte defekt ist, ist die Gewinnspanne des Computerbauers aufgezehrt. Statt um jeden Preis bei den Komponenten zu sparen, rechnen einige PC- und Notebook-Hersteller daher lieber gleich mit Qualität.