Das Festplattengeschäft wächst antizyklisch

13.10.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Über alle Plattensegmente (Desktop, Notebook, Server, Consumer Electronics) und -größen (1 Zoll; 1,8 Zoll; 2,5 Zoll; 3,5 Zoll) hinweg ist Seagate stabiler Marktführer. Der Schwerpunkt des Konzerns liegt vor allem im Desktop-Bereich. Stattliche 641 Millionen Dollar Nettogewinn erzielte die Company im vergangenen Geschäftsjahr bei Einnahmen von 6,5 Milliarden Dollar. "Die letzten Monate waren nicht nur eine Erfolgsgeschichte von Seagate, sie sind eine Erfolgsgeschichte der Festplattenindustrie", bilanziert Brian Dexheimer, Marketing- und Vertriebschef des kalifornischen Unternehmens.

Stückzahlen rauf - Preise stabil

Die positive Entwicklung kam selbst für viele Analysten überraschend, denn sie spielte sich in einem PC-Markt ab, der von anhaltender Nachfrageschwäche und einem enormen Preisdruck gekennzeichnet war. Und das Desktop-Segment macht immer noch das größte Stück vom Kuchen aus: Von den im zweiten Quartal insgesamt verkauften 57,9 Millionen Platten werden 42 Millionen in PCs verbaut, hat Gartner Dataquest ermittelt. Die Marktbeobachter gehen davon aus, dass im Gesamtjahr 2003 rund 250 Millionen Geräte verkauft werden, 30 Millionen mehr als im Vorjahr. 2007 sollen es sogar 400 Millionen sein. Nicht zuletzt diese Aussichten haben die Aktienkurse der Anbieter in neue Höhen getrieben.

"Im zweiten Quartal hat die Festplattenbranche bewiesen, dass sie in einem traditionell schwachen Berichtszeitraum auch Geld verdienen kann", freut sich Seagate-Manager Dexheimer. So stieg das erste Mal seit Jahren die Zahl der verkauften Systeme gegenüber den drei Vormonaten an - wenn auch nur um 0,3 Prozent, wie Gartner Dataquest gemessen hat. Positiv haben sich vor allem aber die zuletzt stabilen Preise ausgewirkt. Laut Dexheimer ist die Preiserosion von 15 bis 16 Prozent im Jahr 1999 auf inzwischen zwei bis vier Prozent gefallen. Gartner Dataquest zufolge soll der durchschnittliche Verkaufspreis einer Festplatte 2003 wie im Vorjahr um die 80 Dollar betragen.

Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass viele der verbliebenen Anbieter inzwischen die gesamte Entwicklungs- und Wertschöpfungskette kontrollieren und somit die Preise auf einem relativ konstanten Niveau halten können. Jüngstes Beispiel ist die Übernahme des bankrotten Speicherkopfspezialisten Read-Rite im Sommer für mehr als 90 Millionen Dollar in bar durch Western Digital. Für die Branche ist diese Preisstabilität eine willkommene Erfahrung: "Die Festplattenindustrie wird 2003 im Kerngeschäft den ersten Umsatzanstieg seit sechs Jahren erwirtschaften", gibt sich Seagate-Manager Dexheimer selbstbewusst.

Das Selbstbewusstsein steigt