CW-Kolumne

Das falsche Signal

17.03.2009

Warum haben sich die SAP-Anwender eigentlich so furchtbar aufgeregt, als ihr Softwarelieferant Ende letzten Jahres quasi über Nacht ankündigte, die Kunden in ein neues Maintenance-Modell mit deutlich höheren Kosten zwingen zu wollen? Andere kassieren schließlich auch 22 Prozent vom Lizenzumsatz für die Wartung.

Abhängigen Anwendern zu sagen, jetzt wird alles teurer, aber dafür bekommt ihr schließlich auch mehr, ist gelinde gesagt unglücklich. Vor allem wenn der Kunde dann Dinge erhält, die er gar nicht haben will. Kunden möchten immer noch frei entscheiden, was sie kaufen. Zugegeben, im Software-Business hat dieses marktwirtschaftliche Grundgesetz noch nie so richtig funktioniert. Aber die meisten Anbieter haben sich die Mühe gemacht, die Illusion aufrechtzuerhalten. SAP hat das versäumt.

Hinzu kam das schlechte Timing: IT-Verantwortliche stehen seit langem unter dem Druck, die Kosten zu senken – nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Oft müssen sie 80 Prozent ihres Budgets und mehr in den laufenden Betrieb stecken. Sie haben kaum die Mittel, um innovative Projekte voranzubringen. Daran aber werden sie gemessen: Die IT soll den viel zitierten "Wertbeitrag" bringen. So wird seit Jahren konsolidiert, harmonisiert, virtualisiert – nur um die Betriebskosten zu senken. Und dann kommt SAP mit der Ankündigung, eben diese Kosten mit einer neuen, eigenen Vorstellung von Wartung wieder hochzutreiben. Und warum? Letztendlich, um höhere Gewinnmargen und damit eine bessere Börsenstory vorweisen zu können. Da kann man als Kunde schon mal ungehalten werden.

Der Zeitpunkt war auch in anderer Hinsicht unglücklich. Vertraute Gesichter wie Henning Kagermann, Claus Heinrich und Peter Zencke gehen von Bord, und das Erste, was das neue Management unternimmt, ist an der Preisschraube zu drehen. Für viele deutsche IT-Verantwortliche war das ein ganz schlechtes Signal. Der Aufstand gegen die neue Wartung muss deshalb als klares Zeichen verstanden werden: Willkürliche Preiserhöhungen sind mit uns nicht zu machen!