„Das faire Unternehmen gibt es nicht“

11.03.2003
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

CW: Die Stimmung in den Unternehmen ist teilweise miserabel. Was raten Sie den Chefs?

SCHOLZ: Zunächst gilt es genau zu analysieren, wo man steht. Welcher externe Darwinismus wirkt auf das Unternehmen? Von welchen Mitarbeitergruppen ist auszugehen? Dann muss man sich überlegen, ob man das in dieser Form möchte. Für Bayern München gilt als Erfolgsrezept „Darwiportunismus pur“. Das ist das Ziel und das ist klar kommuniziert. Die „Rotation“ von Ottmar Hitzfeld bringt selbst Nationalspieler auf die Reservebank - mal kürzer, mal länger. Gleichzeitig kämpft jeder Spieler primär für sich.

 

CW: Und dieses Modell soll funktionieren?

SCHOLZ: Bayern München fährt damit gut, vor allem weil alle personalpolitischen Aktivitäten auf diesen Darwiportunismus abgestimmt sind. Der finanzielle, aber vor allem der soziale Kontrakt basiert hier nicht auf „Versorgung und Loyalität“: Bayern München wird auch den besten Leistungsträger der vergangenen Saison sofort freisetzen, wenn man es für richtig hält. Aussagen wie „Der Mitarbeiter hat sich Verdienste um das Unternehmen erworben“ zählen dabei nicht.

CW: Haben nur mehr Intriganten, Ehrgeizlinge mit Ellenbogen und - wie es die Schweizer Finanzzeitung „Cash“ in einer Besprechung des Buches ausdrückte - „Speichellecker“ eine Karrierechance?