IT-Orakel

Das erwarten die Analysten für 2010 - Part 2

31.12.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Krise wird den IT-Markt auch im kommenden Jahr auf Trab halten. Lesen Sie im zweiten Teil, was die Experten über die Zukunft der neuen IT-Giganten und die Erfolgsaussichten von Windows 7 sagen.

Im zweiten Teil des großen Analysten-Orakels für 2010 lesen Sie, was die Experten über die Entwicklung mobiler Plattformen denken, welche Erfolgsaussichten die großen IT-Konglomerate haben und ob es Microsoft gelingt, mit Windows 7 wieder an alte Erfolge anzuknüpfen.

Zukunft der mobilen Plattformen?

Frage: Wie wir das das Kräfteverhältnis zwischen den unterschiedlichen Handy- /Smartphone-Plattformen (Apple, Android, Windows, Symbian, Palm) in einem Jahr aussehen?

Foto: Forrester Research

Ian Fogg (Forrester): Der Markt für Smartphones wird 2010 fragmentiert bleiben, ohne klare Gewinner. Alle Geräte werden smart und Internet-fähig, sogar die "dummen" Feature-Phones. Dadurch wird die Verwirrung bei den Verbrauchern zunehmen, da es schwieriger wird, zwischen smarten und nicht-smarten Geräten zu unterscheiden. Die Hersteller von Smartphones werden zunehmend ihren Internet-Anbieter verwenden, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Verbraucher werden also nach einem iPhone, einem Windows-Phone oder einem Google-Phone verlangen, und nicht nach einem Smartphone. Microsoft wird Windows 7 Mobile erfolgreich starten und damit Marktanteile zurück erobern. Apple wird zu einer immer größeren Bedrohung für traditionelle Handyhersteller wie Nokia, Samsung und LG werden, wenn es auf eine multi-phone Handset-Strategie umsteigt. RiMs Blackberry wird seine Stellung im Markt für Geschäftskunden ausbauen, anstatt sich mit den neusten Smartphones für Consumer zu messen. Symbian wird ein Übergangsjahr erleben, in dem das Open-Source-Modell in Kraft tritt. Palm wird es aufgrund seiner eingeschränkten Ressourcen schwer haben, falls sich der Hersteller nicht mit einem größeren Partner zusammentut oder übernommen wird.

Foto: Techconsult

Frank Heuer (Techconsult): Android wird weiter Marktanteile gewinnen, in etwas geringerem Umfang auch iPhone OS, auf niedrigem Niveau darüber hinaus webOS von Palm. Die Zuwächse dieser Plattformen werden vor allem auf Kosten des Marktanteils von Symbian gehen. Weltweite Marktanteile Ende 2010: Symbian 45 Prozent, RIM OS 16 Prozent, iPhone OS 12 Prozent, Windows Mobile 11,5 Prozent, Android 7 Prozent, Sonstige 8,5 Prozent.

Dan Bieler (IDC): Smartphones sind ganz klar das Wachstumssegment im Markt für Mobile Devices. Apple's iPhone bleibt weiterhin ein Favorit bei Konsumenten, aber auch immer mehr im Geschäftskundensegment. Daher wird Apple OS zweifellos immer wichtiger werden - nicht zuletzt auch deshalb, weil Softwarefirmen wie Sybase mittlerweile das iPhone als Business-Phone unterstützen. Auch Android wird an Bedeutung gewinnen, da immer mehr Android-fähige Geräte auf den Markt kommen.

Foto: Gartner

Carolina Milanesi (Gartner): Der Wettbewerb im Markt für mobile Plattformen wird sich 2010 weiter verschärfen. Allerdings geht es dabei für die Anbieter nicht um die Plattform an sich. Der entscheidende Schlüssel für den Erfolg oder Misserfolg wird sein, ob es gelingt, ein funktionierendes Ökosystem rund um die eigene Plattform aufzubauen. Usability, Applikationen und Services müssen zusammenpassen, um die Anwender von einer Plattform zu überzeugen. Symbian wird auch 2010 das dominierende System bleiben. Allerdings wird die Popularität von Android weiter wachsen je mehr Geräte mit dieser Plattform herauskommen.

Francisco Jeronimo (IDC): Der größte Trend im Markt für mobile Endgeräte wird der Wechsel vieler Nutzer vom klassischen Mobiltelefon hin zum Smartphone sein. Dieser Bereich ist das am schnellsten wachsende Segment in diesem Markt. Neben den herkömmlichen Handy-Anwendungen wollen die Anwender immer mehr mobil im Internet surfen, um dort beispielsweise online ihre sozialen Netzwerke zu pflegen. Da sich diese Services mit Smartphones besser nutzen lassen, werden immer mehr Kunden diese Geräte kaufen. Vor allem Apples iPhone hat diese Lawine losgetreten und die Anbieter haben schnell gemerkt, dass sich mit den zusätzlichen Services mehr Geld pro User holen lässt. Die Finanzkrise hat sich zwar auch in diesem Markt bemerkbar gemacht, allerdings gilt für die meisten mobile Kommunikation als Grundbedürfnis. Daher haben viele User 2009 zwar die Neuanschaffung eines neuen Mobilgeräts erst einmal verschoben, aber nicht an den laufenden mobilen Services gespart. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich 2010 viele Nutzer ein Smartphone anschaffen werden, auch weil die Preise für diese Gerätekategorie weiter fallen werden. "Symbian" wird auch 2010 das führende Betriebssystem bleiben, allerdings geht der Marktanteil von 53 auf 47 Prozent zurück. Apple wird seinen Anteil von 18 Prozent halten. Die Serviceanbieter sehen das proprietäre System zunehmend als Bedrohung, weil es sie daran hindert, eigene Dienste zu verkaufen. Auch RIM stagniert im kommenden Jahr bei etwa 15 Prozent. Microsoft wird seinen Anteil nicht nennenswert steigern können, bis die neue Plattform "Windows Mobile 7" herauskommt. "WebOS" von Palm und Linux werden etwa auf jeweils ein Prozent kommen. Der große Gewinner im Plattformbereich ist 2010 "Android". Das System wird seinen Marktanteil von vier auf acht Prozent verdoppeln können. Viele Hersteller unterstützen die Plattform und werden im kommenden Jahr eine Reihe neuer Android-Geräte herausbringen.