Das erste Handy: Brikett, Knochen, Schuhkarton

28.06.2012
Wir haben Persönlichkeiten der IT-Branche nach ihrem ersten Handy und ihren Erlebnissen damit befragt. Acht Manager blicken zurück.

Volker Smid, Geschäftsführer der Hewlett-Packard Deutschland GmbH:

"Das erste Handy war ein Analoggerät, das ich im Jahr 1993 bekam. Der Besuch der CeBIT 1993 war damit schwierig, weil an meinem rechten Arm gefühlte acht Kilogramm über zehn Stunden lasteten."

Rolf Schwirz, CEO der Fujitsu Technology Solutions B.V.:

"1989 bekam ich mein erstes Firmen-Handy. Das war das Siemens C1, ein C-Netz-Mobiltelefon, das man in einer Art Umhängetasche trug. Das C-Netz funktionierte damals lückenhaft, die Funkverbindung brach bisweilen ab. Als ich eines Tages mit meinen Vertriebskollegen auf dem Weg zu einem Kunden in Rostock war, rief mich unser Chef auf dem Handy an, um uns zu einem internen Meeting nach Berlin zurückzurufen. Wir aber wollten unbedingt diesen wichtigen Kunden gewinnen. Ich gab vor, dass die Verbindung hin und wieder zusammenbrach und ich meinen Chef nicht verstehen konnte. Wir fuhren zum Kunden nach Rostock und schlossen schließlich ein Geschäft mit ihm ab."

Karlheinz Brandenburg, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie (IDMT) und Entwickler des MP3-Kompessionsverfahrens:

"So weit ich mich erinnere, war es ein Gerät von Motorola. Das muss etwa in den Jahren 1994 oder 1995 gewesen sein. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich mein erstes Handy war, aber ich erinnere mich, dass ich es auf Dienstreisen schon recht bald als Wecker verwendet habe. Die Handys dieser Generation durften allerdings nicht ausgeschaltet sein, damit der Wecker auch tatsächlich funktionierte. Auf einer Dienstreise bekam ich dann eines Tages gegen drei Uhr, also mitten in der Nacht, einen Anruf. Die überraschte Anruferin aus den USA hatte damit gerechnet, dass man sein Handy natürlich nachts abschaltet und sie mir einfach eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen kann."

Hasso Plattner, SAP-Gründer und -Aufsichtsrat:

"Mein erstes Handy habe ich ungefähr im Jahr 1992 bekommen, es war ein Nokia oder Motorola - an die Marke kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern. 1999 kenterte ich mit einem Mini-Beiboot vor den Bermudas: Das Handy brummte noch dreimal, das war es dann."

Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG:

"1988 bekam ich ein C-Netz-Handy, ein portables Gerät, das im Kofferraum installiert wurde. Es kam von der Firma AEG. Wir haben alle auf die nächste 'superkleine' Version gewartet, um den Kofferraum etwas zu entlasten. Das C-Netz-Handy war nämlich etwa so groß wie ein Schuhkarton, und nur ganz wenige Kollegen hatten eines."

Winfried Materna, geschäftsführender Gesellschafter der Materna GmbH:

"Ein Siemens C2 im C-Netz mit einem Gewicht von etwa sieben Kilo war 1990 mein erstes mobiles Gerät - ein Autotelefon. Es war ein gutes Kommunikationsmittel bei den ersten Ausflügen in die neuen Bundesländer. Im D-Netz hatte ich Anfang der 90er Jahre zunächst ein Siemens S1. Später habe ich Nokia-Geräte wegen der intuitiven Bedienung bevorzugt."

Michael Gorriz, CIO Daimler:

"Ich habe 1992 ein Vorführmodell von Motorola bekommen. Es war eher zur Selbstverteidigung als zum Telefonieren geeignet. Immerhin hat es gut zwischen die Sitze meines 190E gepasst, und so konnte ich zwischen München und Stuttgart zumindest an einigen Standorten meiner Sekretärin mit irgendwelchen unnötigen Anrufen auf den Nerv gehen. In Sachen Akkudauer sind wir leider wieder auf dem damaligen Stand angekommen. Mehr als einen Tag hält mein Blackberry selten."

René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom:

"Es kam von Alcatel und war ein C-Netz-Handy. Es hatte so eine Art Brikettform und hieß ironischerweise Pocky. Man konnte es allerdings nicht sehr gut in die Hosentasche stecken, weil es dafür einfach viel zu groß war. Zwei Jahre später kamen die D-Netz-Handys. Die waren schon wesentlich komfortabler. Aber auch diese Handys waren im Verhältnis zu heute natürlich ungleich klobiger und größer."