IBM will aber weiter Support bieten

Das Ende von Officevision scheint unabwendbar

03.12.1998
MÜNCHEN (as) - Hartnäckig hält sich das Gerücht, IBM wolle sein Bürokommunikationssystem "Officevision" für VM/MVS-Main- frames und AS/400-Maschinen zugunsten von "Lotus Domino" aufgeben. Nahrung erhalten die Spekulationen jetzt durch die Aussage interner Mitarbeiter, daß das für Frühling 1999 angekündigte Betriebssystem OS/400, Version 4, Release 4, keine Verbesserungen mehr für das Büropaket enthält.

Nach Schätzungen von IBM Deutschland ist Officevision/400 heute noch bei etwa 40 Prozent aller AS/400-Anwender vorhanden, wenn auch nicht unbedingt mehr im Einsatz. Seit der Übernahme von Lotus Development im letzten Jahr und IBMs strategische Ausrichtung auf Domino/Notes ist das Office-Paket nun zusehends in Bedrängnis geraten. Die inoffzielle Ankündigung, das Upgrade von OS/400 werde keine Neuerungen mehr für Officevision bringen, ist ein weiteres Indiz dafür. Laut IBM gibt es aber keinen Grund zur Besorgnis, denn zum einen soll Officevision noch mindestens für die nächsten zwei Jahr unterstützt werden, zum anderen gebe es seit Herbst 1997 Migrations-Tools, mit denen der Umstieg auf Domino/Notes erleichtert werde.

Allerdings bleibt noch einiges zu tun. So bieten die Werkzeuge derzeit nur die Möglichkeit, etwa E-Mail- und Kalenderdateien in das Notes-Dateiformat zu wandeln. Erst künftige Tools sollen auch Textdateien aus Officevision in Notes konvertieren können. Laut Thomas Schneider, AS/400-Entwickler bei IBM, sei zudem beispielsweise der direkte Zugriff auf DB/2-Datenbanken aus Officevision derzeit noch besser gelöst als aus Domino.

Auch fehle in der Notes-Umgebung ein Tool, mit dem sich wie bei Officevision ein branchenspezifischer Zugriff auf DB/2 entwickeln lasse. Andererseits sei aber Domino etwa für die Unterstützung des Internet-Workflows oder für die Anwendungsentwicklung weitaus besser geeignet und verfüge zudem über eine bessere grafische Oberfläche, die von Kunden oft gewünscht wird.

Officevision war ursprünglich als integrierte Lösung für E-Mail, Datenbankzugriff, Kalenderfunktionen und andere Dienste positioniert. Das Paket etablierte sich auf Mainframes und insbesondere AS/400-Rechnern. Den Traum, auch den Desktop zu erobern, mußte IBM hingegen 1992 aufgrund mangelnder Nachfrage und der Konkurrenz durch Microsoft, Novell und Lotus aufgeben. Ein schwacher Trost ist vielleicht, daß nicht nur Officevision in Ungnade gefallen ist, sondern auch Netware 5.0 und OS/2 Warp.