Das Ende des Programmierens

19.07.2007
Von Chris Henn

Dokumentation gleich Code

Und ein weiteres Problem löst sich: Bei einem Ansatz basierend auf Model Execution gilt das Prinzip "Dokumentation gleich Code" und nicht umgekehrt, so wie heute, wo chronischer Zeitmangel und permanent überschrittene Budgets dafür sorgen, dass der Code die einzige Dokumentation ist, die der Nachwelt übrig bleibt. Oder gibt es eine bessere Definition von Legacy-Software als "Software, die unzureichend dokumentiert ist und für die der ursprüngliche Programmierer nicht mehr verfügbar ist"?

Verbesserte Wiederverwendbarkeit heißt auch, dass wir bei der Gestaltung der Zukunft vermehrt die Vergangenheit einbeziehen müssen. Im Klartext: Neue Entwicklungsmethoden können sich nicht nur darauf beschränken, immer wieder neue Anwendungen auf der grünen Wiese zu beginnen. Denn müssten wir alle bestehenden Softwaresysteme, die derzeit in Unternehmen ihren Dienst tun, durch neu entwickelte Services ersetzen, würde uns weder die Zeit noch das Geld dazu reichen. Diese Abhängigkeit von bestehenden Systemen, aber auch Betriebskosten-orientierte Business-Modelle wie Outsourcing oder Software as a Service (SaaS), rücken das Thema Integration in den Mittelpunkt. Gehen führende Industrieanalysten davon aus, dass schon heute geschätzte 30 Prozent der Gesamtausgaben für die Softwareentwicklung bei Integration und Schnittstellenpflege anfallen, so sehen dieselben Analysten voraus, dass in Zukunft mehr als 70 Prozent der Softwarekomponenten für Neuentwicklungen sich auf bereits bestehende Systeme stützen.