Das Einmaleins der Softwareentwicklung

01.10.2003
Von Moll 

8. Angemessenes Vorgehensmodell für den gesamten Software-Lebenszyklus

Es sollte ein an die spezifischen Unternehmensbedürfnisse angepasstes Vorgehensmodell für standardisierte Entwicklungs- und Wartungsprozesse zur Unterstützung der Entwickler etabliert sein. Dabei darf eine effektive Qualitätssicherung nicht fehlen.

So nicht: In einem großen Entwicklungsprojekt war das anfänglich kleine Team von weniger als fünf Personen auf mehr als 50 Entwickler angewachsen, weil umfangreiche neue Funktionen stets möglichst schnell entwickelt werden sollten. Für die Bereitstellung einer angemessenen Verfahrenstechnik standen dagegen nur marginale Mittel und Ressourcen zur Verfügung. Nach insgesamt fünf Jahren Arbeit ohne dokumentiertes Vorgehensmodell mit entsprechenden Standards und Qualitätskontrollen sowie ungenügend integrierten Werkzeugen war neben dem Quellcode eine unüberschaubare Vielzahl an uneinheitlich strukturierten Modellen und Dokumenten entstanden. Dies führte zu untragbaren Kosten für Weiterentwicklung und Wartung. Entwickler konnten erforderliche Informationen nicht oder nur nach stundenlangem Suchen finden und weigerten sich, bestehenden Code zu ändern oder anzupassen, da sich bei jeder Änderung unvorhergesehene Effekte ergeben

konnten.

Die Projektleitung entschloss sich, ein angemessenes Vorgehensmodell zu definieren und in diesem Rahmen auch die Dokumentation neu zu strukturieren. Alleine die Sammlung, Kategorisierung und Neuablage der relevanten Dateien und Dokumente (insgesamt über 20000, bei einer anfänglichen Schätzung von 1500) kostete mehr als drei Personenjahre. Die zusätzlich erforderliche Zeit für die inhaltliche Aufarbeitung und Konsolidierung wurde von den Bearbeitern auf 30 bis 100 Personenjahre geschätzt, ebenso der bereits während der Entwicklung aufgelaufene Produktivitätsverlust.

9. Verlässliche Berechnungen