Das Einmaleins der Softwareentwicklung

01.10.2003
Von Moll 

Ein Team aus Wissenschaftlern der Technischen Universität München und praxiserprobten Managern hat eine Reihe kritischer Erfolgsfaktoren zusammengestellt und daraus das allgemeine Vorgehensmodell "Erfolgsorientiertes Vorgehen in der Softwareentwicklung und Wartung" (Evise) entwickelt. Es liefert eine pragmatische Anleitung für erfolgreiches Management betrieblicher Informationssysteme und beschreibt die Entwicklung von Best-Practice-Modellen, die den gesamten Lifecycle von Software einschließlich der wesentlichen organisatorischen, technischen und personellen Aspekte abdeckt.

Zehn Erfolgsfaktoren - jeweils mit Negativbeispiel ("So nicht") - dienten für die Entwicklung von Evise als Richtschnur:

1. Unterstützung durch die Geschäftsführung

Alle Mitglieder der Geschäftsführung müssen hinter den Entwicklungszielen und der Einführungsstrategie des betrieblichen Informationssystems stehen. Entscheidend ist darüber hinaus, dass sie den Projektleiter durch schnelle und konsequente Entscheidungen bei Ressourcenzuteilung, Priorisierungen sowie bei der Lösung von Konflikten unterstützen.

So nicht: Der Vorstand eines Finanzdienstleisters hatte beschlossen, das seit 25 Jahren eingesetzte Informationssystem zur Unterstützung von Vertrieb und Produktverwaltung von Grund auf neu zu entwickeln. Der Chief Financial Officer und Chief Information Officer bildeten den Projektlenkungsausschuss. Vorstandssprecher und Vertriebsvorstand waren nicht direkt in das Projekt eingebunden. Ihre Mitarbeiter lieferten allerdings viele Anforderungen an das zu entwickelnde System.

Eine einheitliche Unterstützung des Projekts durch die Geschäftsführung war damit nicht gegeben. Von ihr gemeinsam akzeptierte und mitgeteilte Projektziele existierten nicht. Jedes Mitglied der Geschäftsführung versuchte über seine Mitarbeiter Einfluss auf das Projekt zu nehmen. Dadurch veränderten sich die Projektziele permanent. Das Projekt wurde nach Überziehung des Gesamtbudgets um 600 Prozent abgebrochen.