"Das Business soll entscheiden, wieviel IT es braucht"

22.06.2005

CW: Das bedeutet einen Machtverlust für die IT. Wollen das die IT-Leiter? Österle: Ja. Der CIO definiert seine Macht heute nicht mehr über die Unmündigkeit der An- wender. Er ist vielmehr sehr froh, wenn das Business die Potenziale der IT kennt. Dann muss er sie nicht wie schales Bier hinterhertragen.

CW: Als Heilsbringer für die nötige Agilität von Unternehmen preisen die Hersteller derzeit die Service-orientierte Architektur (SOA) an. Was ist, wenn sie nicht funktioniert? Österle: Wenn daraus ein Hype entsteht und die Erwartungen in die Höhe schnellen, sind Enttäuschungen programmiert.

CW: SOA ist aber bereits ein Hype ... Österle: ... Serviceorientierung sollte als Industrialisierung der Softwareproduktion verstanden werden - nicht mehr und nicht weniger. Das heißt: Software entsteht künftig auf Basis von Baugruppen, die auf technologischen Plattformen zusammenmontiert werden, wie es uns die Automobilfertigung vormacht. In den nächsten fünf Jahren wird sich auf Basis von SOA die Wiederverwendung von Software deutlich verbessern. Wenn wir das erreichen und die Kosten für die Softwareentwicklung dadurch um 20 Prozent sinken, dann lohnt sich der Wirbel. Viel entscheidender ist jedoch, dass sich durch die rasche Anpassbarkeit der Software auch die Geschäftsprozesse rascher ändern können. Hier steckt ein viel größeres Geschäftspotenzial. Denn die Veränderungskosten der Organisation und der Prozesse machen heute 70 bis 80 Prozent der Gesamtkosten von Veränderungen am Geschäftsmodell aus.