Wi-Fi 7

Das bringt der neue WLAN-Standard

20.01.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach der breiten Verfügbarkeit von Wi-Fi 6 planen Netzausrüster bereits die Einführung der nächsten WLAN-Generation. Wi-Fi 7 soll unter anderem eine viermal so hohe Bandbreite und eine höhere Gerätedichte unterstützen.
Der künftige WLAN-Standard Wi-Fi 7 bringt neben höheren Bandbreiten zahlreiche revolutionäre Veränderungen.
Der künftige WLAN-Standard Wi-Fi 7 bringt neben höheren Bandbreiten zahlreiche revolutionäre Veränderungen.
Foto: FrankHH - shutterstock.com

Im Fokus der Bemühungen rund um den neuen WLAN-Standard Wi-Fi 7 - offiziell als 802.11be bezeichnet - steht ein extrem hoher Datendurchsatz, um datenintensive Echtzeitanwendungen zu unterstützen. So soll sich Wi-Fi 7 laut IEEE-Arbeitsgruppe insbesondere für Dienste in den Bereichen Virtual oder Extended Reality (VR/XR), Gaming und Remote Work eignen.

Wi-Fi 7 vs. Wi-Fi 6

Konkret wird davon ausgegangen, dass mit Wi-Fi 7 die maximale Übertragungsgeschwindigkeit im Vergleich zum aktuellen Wi-Fi-6-Standard von 9,6 Gbit/s auf 46 Gbit/s ansteigen wird. Dabei handelt es sich natürlich um einen theoretischen Wert, realistisch soll aber ein Datendurchsatz von 30 bis 40 Gbit/s möglich sein. Erreicht werden die höhere Geschwindigkeit und andere Verbesserungen durch verschiedene Faktoren. Dazu zählen etwa mit 320 Mhz doppelt so breite Übertragungskanäle oder ein mit 4096 viermal so hoher QAM-Wert (Quadratur-Amplituden-Modulation). Das Wi-Fi der nächsten Generation wird außerdem jeweils 16 statt 8 Antennen für den Empfang und die Übertragung von Daten (Massive MIMO) unterstützen und damit mehr Geräte mit 2×2 MIMO-Konfiguration mit hoher Datenübertragungsgeschwindigkeit und minimalen Unterbrechungen unterstützen.

Aus Sicht der Wissenschaftler bringt 802.11be neben der höheren Bandbreite viele weitere revolutionäre Veränderungen mit sich, die die Grundlage für die weitere Entwicklung des Drahtlos-Funkstandards bilden werden. Dazu gehören der native Multilink-Betrieb, eine Optimierung der Kanalsondierung, die Massive MIMO ermöglicht, fortgeschrittene PHY- und MAC-Techniken sowie die Zusammenarbeit verschiedener Access Points.

Wi-Fi 7 - frühestens ab 2024

Wie immer bei neuen Standards, wird es auch bei Wi-Fi 7 noch einige Jahre dauern, bis die Technologie wirklich nutzbar ist. In Deutschland wurde mit der Freischaltung des bereits von Wi-Fi 6E benötigten 6-Ghz-Frequenzband zumindest eine Voraussetzung bereits erfüllt.

Was die erforderliche Hardware angeht, hat der taiwanische Chiphersteller MediaTek nach eigenen Angaben damit begonnen, seinen wichtigsten Kunden die Funktionen des kommenden Standards vorzuführen. So wurde in einer Demo gezeigt, wie die Filogic genannte Wi-Fi-7-Technologie von Mediatec die von IEEE 802.11be definierte Höchstgeschwindigkeit erreichen kann, und die Multi-Link-Operation (MLO)-Technologie vorgeführt. Die MLO-Technologie aggregiert mehrere Kanäle auf verschiedenen Frequenzbändern und soll es so ermöglichen, den Netzwerkverkehr auch bei Störungen oder Überlastung der Bänder nahtlos weiterlaufen zu lassen. Weitere Einzelheiten zu den Demos wurden nicht bekannt.

"Mit Wi-Fi 7 wird WLAN erstmals zu einem echten Festnetz/Ethernet-Ersatz, wenn es um Anwendungen mit sehr hohen Bandbreiten geht", sagte Alan Hsu, Corporate Vice President und General Manager des Intelligent Connectivity Business bei MediaTek, in einer Stellungnahme. Die Technologie sei in der Lage, als Backbone von Heim-, Büro- und Industrienetzen zu fungieren und eine nahtlose Konnektivität für alle möglichen Anwendungen zu bieten, angefangen von Multiplayer-AR/VR-Anwendungen über Cloud-Gaming und 4K-Anrufe bis hin zu 8K-Streaming und darüber hinaus.

MediaTek plant, ab 2023 Produkte mit Wi-Fi 7-Unterstützung auszuliefern. Dabei kann es sich allerdings nur um Prototypen oder Vorserienmodelle handeln, da der eigentliche Standard erst im Laufe des Jahres 2024 fertiggestellt werden soll.