802.11n - Router im Test

Das bringt das Turbo-WLAN in der Praxis

16.02.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Erste Performance-Messung

Bewährungsprobe: In der WLAN verseuchten Münchner Innenstadt musste der DIR-855 sein Können unter Beweis stellen.
Bewährungsprobe: In der WLAN verseuchten Münchner Innenstadt musste der DIR-855 sein Können unter Beweis stellen.

Nach den Vorarbeiten war es endlich so weit, der DIR-855 konnte seine Leistung zeigen. Dabei musste er sich in durchaus schwierigem Terrain beweisen: in der WLAN-verseuchten Münchner Innenstadt, wo am Teststandort noch 23 andere Access Points im 2,4-Gigahertz-Band durcheinanderfunkten. Und dies, obwohl die Standards nur drei überlappungsfreie Kanäle vorsehen, da es ansonsten zu Interferenzen kommen kann. Eine Herausforderung, die der Access Point mit Bravour meisterte. Er suchte sich automatisch einen Kanal mit möglichst wenigen benachbarten Störern aus.

Bei ersten Messungen mit einem USB-802.11n-Adapter (D-Link "DWA-160 Wireless N Dualband USB-Stick") an einem Dual-Core-Notebook kamen wir auf eher enttäuschende Werte um die 29 Mbit/s. Allerdings war dies bereits eine deutliche Steigerung im Vergleich zum integrierten 802.11g-WLAN: Dieses lieferte lediglich Transferraten von 11 bis 13 Mbit/s. Deutlich flotter ging es im 5-Gigahertz-Band zur Sache: Aus dem Stand erzielten wir Transferraten um die 68 Mbit/s.

Fast-Ethernet-Speed im Funknetz

Im Test, gemessen mit iperf, erreichte die 802.11n-Technik durchaus Fast-Ethernet-Geschwindigkeit.
Im Test, gemessen mit iperf, erreichte die 802.11n-Technik durchaus Fast-Ethernet-Geschwindigkeit.

Angesichts der Marketing-Aussagen der Hersteller, die Transferraten von bis zu 300 Mbit/s versprechen, waren wir mit den Ergebnissen unzufrieden und bauten einen zweiten Test auf. Diesmal wurde darauf geachtet, dass keine Dect-Basisstation oder ein anderer Access Point in untermittelbarer Nähe des Kandidaten standen. Ebenso wurden die drei Antennen des DIR-588 korrekt ausgerichtet, um die Vorteile der MIMO-Technik zu nutzen. Gleichzeitig erhöhten wir, wie weiter oben angesprochen, die Kanalbandbreite von 20 auf 40 Megahertz. Jetzt konnten wir im 2,4-Gigahertz-Band Geschwindigkeiten von bis zu 75 Mbit/s verbuchen, während im 5-Gigahertz- Bereich um die 80 Mbit/s realisiert wurden.

Positiv fiel bei unserem Test auf, dass die Rückwärtskompatibilität für die 802.11n-Technik kein Thema ist. Selbst ein alter Pocket-PC mit 802.11b-Funktechnik nahm die Verbindung auf, und auch das im Notebook integrierte 802.11g-Modul bereitete keine Schwierigkeiten. Überraschend war, dass ein 802.11n-Adapter von AVM mit Transferraten um die 85 Mbit/s im 2,4-Gigahertz-Band bessere Leistungswerte erzielte als der D-Link-USB-Funkempfänger - und das, obwohl wir ja beim Turbo-WLAN von einem Draft-Standard reden, also Interoperabilität keine Selbstverständlichkeit ist. Hier scheint die Industrie, wenn man an die Probleme bei der Einführung von 802.11g denkt, in Sachen Interoperabilität und Rückwärtskompatibilität dazugelernt zu haben.