Process Mining

Das Bindeglied zwischen BPM und Business Intelligence

25.03.2020
Von 
Tobias Rother ist Gründer der Process Analytics Factory und einer der Pioniere im Process Mining Markt. Als Vorstand der holländischen Software-Firma Pallas Athena (heute Perceptive Software) verantwortete er 2008 die Markteinführung des ersten kommerziell verfügbaren Process Mining Tools. Sein Erfahrungsschatz beruht auf mehr als 200 Process Mining basierten Analysen, Audits und BPM-Projekten.
Noch vor wenigen Jahren war das Business-Process-Management (BPM) eine wichtige, strategische Aufgabe der Unternehmensführung. Heute ist das Interesse aufgrund ausufernder Planungen und Modellierungen erlahmt. Stattdessen wird lieber bei der Digitalisierung angepackt.

Heute entstehen neue Geschäftsmodelle und -abläufe, während gleichzeitig bestehende Prozesse und Bereiche umgebaut und digitalisiert werden. Der kurze Zeithorizont, in dem Prozesse beschrieben werden, die geforderte Aktualität von Prozessmodellen und die immer kürzeren Implementierungszyklen stellen das Prozess-Management vor Herausforderungen.

Process-Mining-Techniken bieten sich als Bindeglied zwischen Business Process Management und der Business-Intelligence-Welt an.
Process-Mining-Techniken bieten sich als Bindeglied zwischen Business Process Management und der Business-Intelligence-Welt an.
Foto: Song_about_summer - shutterstock.com

Hat das Prozess-Management ausgedient?

Es mag vorkommen, dass bewährte Managementkonzepte im Zuge der digitalen Transformation an Gültigkeit verlieren. Für den modernen Prozessmanager trifft das allerdings nicht zu. Im Gegenteil: Neue Techniken und Methoden der Prozessdatenanalyse erlauben es ihm, das eigene Unternehmen viel besser voranzubringen, als es bisher möglich war. Zugleich ermöglichen sie es dem Prozess-Manager, Verbesserungspotenziale in digitalisierten Prozessen zu finden, wie es mit traditionellen Verfahren des Messens, Ausschreibens und in Workshops Bearbeitens gar nicht mehr möglich sein wird.

Der Tool-Gestützten Methode Process Mining als Bindeglied zwischen dem Prozess-Management und Big Data kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Process Mining bringt Licht ins Dunkel, wenn Prozesse nicht gelebt werden, weil beispielsweise:

  • die Dokumentation der Geschäftsabläufe veraltet ist,

  • die Prozessbeteiligten sich nicht mit dem dokumentierten Prozess identifizieren oder

  • Rollen und Verantwortlichkeiten in Geschäftsprozessen unklar sind.

Business Process Mining

Beim Process Mining geht es darum. Geschäftsprozesse anhand digitaler Spuren in IT-Systemen zu analysieren und zu rekonstruieren. die einzelnen Prozessschritte werden zusammengefügt, der Prozess wird visualisiert. In Unternehmen, in denen prozesse gar nicht oder in unzureichender Qualität beschrieben sind, kommt Process Mining besonders häufig zum Einsatz. Wikipedia spricht auch von einem "Bindeglied zwischen Data Mining und BPM".

Wie lassen sich Prozess-Management und Big Data intelligent verbinden?

Um Daten besser zu verstehen, wenden Unternehmen seit Jahren erfolgreich Methoden der Business Intelligence (BI) Methoden an. Das primäre Ziel dabei ist es, Erkenntnisse für bessere strategische und operative Entscheidungen im Unternehmen zu liefern. Einige Anbieter von Process-Mining-Software nutzen mittlerweile die Vorteile von BI-Tools, indem sie BI-Techniken mit Process-Mining-Techniken kombinieren.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Kombination liefert Entscheidern nicht nur eine aggregierte Sicht auf Prozess-Performance-Indikatoren, sondern ermöglichen zugleich eine Visualisierung der im Unternehmen gelebten Vorgangsbearbeitung. Darüber hinaus erlauben die Tools prozessbezogene Vergleiche von Leistungsdaten etwa auf Länder- oder Materialgruppen-Ebene. Um Prozesse besser zu verstehen, ist es naheliegend, auch Soll-Prozesse, wie beispielsweise Referenzmodelle oder die dokumentierten Prozessmodelle für einen Vergleich mit den Ist-Prozessen heranzuziehen.

Prozessmanagement der Zukunft

Der Gedanke, Prozess-Management-Tools mit Process Mining und BI-Fähigkeiten zu erweitern, hat viele Vorteile:

  • Das manuelle Modellieren von Prozessen entfällt, stattdessen werden Prozessmodelle automatisch aktualisiert.

  • Das Prozess-Management wird intelligent, Erkenntnisse aus operativen Daten lassen sich für das Optimierenund Steuern von Geschäftsprozessen nutzen.

  • Regeln zu Führung, Organisation und Überwachung von Prozessen (Governance) lassen sich einfacher konzernweit vorgeben.

Die Frage, welche Prozess-Management-Tools am besten mit BI-Tools sowie Process-Mining-Tools über Schnittstellen interagieren, spielt dabei kaum noch eine Rolle, da

  1. Moderne Prozess-Manager schon heute die Werkzeuge verwenden, die den Markt rund um das Management von Unternehmensprozessen anführen.

  2. Prozess-Management-Tools der neuen Generation Process-Mining-Techniken und robuste BI Verfahren miteinander verbinden und verlässliche Antworten für die Anforderungen von morgen bieten.

  3. die Integration von Process Mining in bestehende/führende BI-Systeme eine intelligente Alternative zum Konkurrenzkampf zwischen beiden Systemen ist und

  4. Organisationen die ein modernes, Web- und Cloud-basiertes Prozess-Management-Tool nutzen, Process Mining reibungslos in den BPM-Lifecycle integrieren können.

Fazit

Process-Mining-Techniken bieten sich als Bindeglied zwischen BPM und der BI-Welt an. Durch das Zusammenführen der Verfahren kann der Prozess-Manager Geschäftsabläufe schneller analysieren, verbessern und dokumentieren. Mit Process Mining erhöht sich die Effizienz seiner Projekte, durch Datenanalyse kann er Abläufe verbessern und durch deren Standardisierung das ganze Unternehmen effitienter aufstellen. In der Rolle als "Projektbeschleuniger" leistet der moderne Prozess-Manager so einen hohen messbaren Beitrag zum Unternehmenserfolg.