iOS/iPadOS 13, Catalina & Co.

Das bieten Apples neue Betriebssysteme

19.06.2019
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Die hohen Erwartungen der Besucher im Vorfeld der Entwicklerkonferenz WWDC wurden bereits bei der Eröffnungsrede, der Keynote, noch übertroffen. Mit einem unglaublich schnellen Tempo und gut geplanten Übergängen zwischen Feature-Updates, Demos und Videos führten die Protagonisten durch Apples neue Betriebssystem-Linien hindurch, bestehend aus tvOS, watchOS, iOS, iPadOS und macOS. Hier eine Übersicht.

Beginnen wir mit tvOS. Dieses bietet nun einen Multi-User-Support und kann direkt mit den Game-Controllern der Xbox One und der Playstation 4 zusammenarbeiten. Mit Blick auf das bereits angekündigten All-You-Can-Play-Abo (Apple Arcade) ein sehr vorteilhafter Schritt.

Mit watchOS 6 geht die Apple Watch große Schritte in Richtung Unabhängigkeit. So erhält diese nun einen eigenen AppStore und watchOS Apps lassen sich nun auch ohne iPhone-Gegenstück installieren und betreiben. Abgerundet wird die neue Eigenständigkeit mit neuen Netzwerk- und Audio-Streaming-APIs. Auch sind neue Apps wie Sprachmemo und Taschenrechner genauso enthalten wie neue Watch Faces.

Obwohl schon häufig gefordert, kam das iPadOS für die meisten Besucher der WWDC ziemlich überraschend.
Obwohl schon häufig gefordert, kam das iPadOS für die meisten Besucher der WWDC ziemlich überraschend.
Foto: Apple

iOS 13 bringt mehr Leistung, Sicherheit und Privatsphäre

Mit iOS 13 legt Apple weiterhin großen Wert auf Leistung und Performance - und dies nicht nur auf Neugeräten. Von der erhöhten Download- und Startgeschwindigkeit von Apps und einer allgemeinen Verbesserung der Systemgeschwindigkeit dürften alle Geräte ab iPhone 6S (ab iPad Air 2) profitieren. Dies gilt auch für die schneller werdende Gesichtserkennung. Memoji lassen sich nun noch mehr anpassen und können als personalisiertes Emoji über die Tastatur in jeglicher App eingebunden werden.

Der neu einführte Dark Mode sieht großartig aus und ist maßgeschneidert für die OLED-Bildschirme der iPhone-X-Generation. Da ein schwarzes OLED-Pixel keinen Strom verbraucht, dürfte das Feature auch beim Energiehaushalt eine Verbesserung bedeuten. Außerdem wurden Systembestandteile von iOS wie das Share Sheet mit neuen Designs und Funktionen ausgestattet.

Mit iOS 13 bekommt das iPhone-Betriebssystem ein Dark Mode.
Mit iOS 13 bekommt das iPhone-Betriebssystem ein Dark Mode.
Foto: Apple

Doch damit nicht genug: Die neue Privatsphäre-wahrende Single-Sign-On-Funktion "Sign in with Apple" ist der Angriff aus Cupertino auf die datenhungrigen Anmeldedienste aus dem Hause Facebook und Google. Apple verspricht, keine Profildaten bei der Nutzung zu erheben und ermöglicht es, die persönlichen Daten wie die Mail Adresse vor den Diensteanbietern zu maskieren. Die Funktion kann nicht nur auf iOS und macOS genutzt werden. Windows und Android werden ebenfalls unterstützt. Wer als App-Entwickler in seiner App eine Login-Variante von Google- oder Facebook implementiert hat, wird zusätzlich verpflichtet, ab Herbst 2019 auch "Sign in with Apple" anbieten.

Der digitale Assistent "Siri" bekommt mit iOS 13 eine neue, vollständig algorithmisch generierte Stimme. Zumindest im Englischen wurde das Ergebnis bereits präsentiert, inwieweit dies auch in deutscher Sprache umgesetzt wird, muss sich zeigen. Im Umgang mit den AirPods wurde die Interaktion ebenfalls optimiert. Eingehende Nachrichten könne sofort vorgelesen und direkt beantwortet werden, ohne dass der Anwender dies mit "Hey Siri" einfordert.

Die Bedienungshilfen von iOS erlauben nun eine komplett sprachgesteuerte Nutzung von iOS. Sämtliche Funktionen von iOS und der installierten Apps lassen sich so ohne händische Eingriffe bedienen, was beispielsweise Autofahrern zugute kommt.

Das Thema Augmented Reality geht mit ARKit 3.0 in die nächste Runde. Die neue People Occlusion-Funktion ermöglicht es, echte Menschen nahtlos in eine Augmented Reality-Welt einzufügen. Menschen können hinter sich liegende virtuelle Objekte damit verdecken oder vor ihnen physikalisch korrekt herlaufen. Damit wirkt ARKit wirklich räumlich. Mithilfe des Reality Composer-Editor, der für macOS und iOS verfügbar ist, können Entwickler ihre 3D Landschaften jetzt einfach gestalten und mit Effekten und Animationen aufwerten.

Angepasstes Betriebssystem für das iPad

Eines hatten die vielen Gerüchte nicht zum Thema: das iPad bekommt ein eigenes Betriebssystem (iPadOS 13). Dieses nimmt zwar Anleihen an iOS 13, erweitert dieses (augenscheinlich) jedoch um einige dringend benötigten Anpassungen. So bietet der Home-Bildschirm mehr Platz für Apps. Auch das Multitasking wurde erweitert. So können mehrere Dokumente auf verschiedenen App-Screens (Spaces) geöffnet werden.

Mit dem Apple Pencil kann der iPad Anwender von überall einen Screenshot einfordern und auf diesem Markierungen vornehmen. Das dahinter liegenden PencilKit-Framework steht nun auch allen anderen App Entwicklern ebenfalls zur Verfügung.

Funktionen wie "Cut, Copy, Paste" oder auch "Undo" haben neue drei Finger Gesten auf dem iPad bekommen. Das Markieren von Text wurde mit dem Finger ebenfalls vereinfacht.

Zudem wurde die Dateien App sehr stark überarbeitet. Die aktuelle Überarbeitung bietet zum einen die Möglichkeit, nicht nur einzelne Dateien, sondern auch ganze Ordner mit Freunden zu teilen. Der Anschluss von USB-Sticks, SD-Karten (per Adapter) und anderer Massenspeicher (HDD, SSD) ist möglich. Das iPad wird so zu einem vollwertigen Arbeitsplatz.

Auch für macOS gab es ein Update. Unter dem Namen Catalina steht eine neue Version in den Startlöchern. Dabei nimmt Apple Abschied von iTunes und verteilt die Funktionen auf mehrere "neue" macOS-Apps (Musik, TV, Podcasts). Die Interaktionen mit kabelgebundenen iOS Geräten erfolgt nun über den Finder, um z.B. Backups von Geräten zu erstellen oder zurück zu spielen.

Die Funktion mit dem Namen SideCar macht das iPad sowohl zu einem zweiten Display für den Mac, als auch zu einem Zeichentablett für diesen.

Wie bereits im letzten Jahr angekündigt, kann macOS Catalina nun auch mit iPad-Apps arbeiten. Damit diese über die als "Catalyst" bezeichnete Technologie - damals sprach Apple noch von "Marzipan" - möglich ist, müssen Entwickler beim Erstellen einer so nutzbaren App dies speziell bestätigen. Ein Klick in der Entwicklungsumgebung soll hierfür ausreichen.

Mit dem neuen SwiftUI-Framework schafft Apple die notwendigen Voraussetzungen für die nächste Generation von Entwicklerwerkzeugen auf allen seinen Plattformen.

Doch auch hardwareseitig gab es eine Überraschung: Nachdem professionelle Anwender von Apple seit langem ein professionelles modularer erweiterbare macOS Rechnersystem verlangten, wird dies nun mit dem neuen macPro geliefert.

Fazit

Entwickler haben lange nicht mehr so eine umfangreiche Show an Neuigkeiten und Ankündigungen erlebt. Man darf gespannt sein, ob Apple gegen Ende des Jahres alle versprochenen Funktionen fristgerecht abliefern kann. Ein genaues Datum für den Release der einzelnen Versionen steht noch aus. Eingetragene Entwickler können aber schon an Beta-Tests teilnehmen. (mb)