Datenschutz, Security & Cloud-Riesen

Das bewegte die Cloud-Szene 2011

20.12.2011

Content statt Infrastruktur

Hinzu kommt noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, das Frank Felten von der PTV Planung Transport Verkehr AG unterstreicht: "Die Chance der kleineren Player liegt in der Gestaltung von Software-as-a-Service-Produkten (SaaS), während die Großen im Wesentlichen Infrastruktur- oder Platform-Lösungen offerieren."

Ein anderer Vorteil für die kleineren Anbieter liegt in der Möglichkeit, nicht nur die IT-Plattform in der Cloud zur Verfügung stellen, sondern auch inhaltliches Wissen einbringen zu können. Die ROC Deutschland GmbH beispielsweise, spezialisiert auf Personal-Controlling auf Basis von SAP-Software, bietet ihren Kunden länder- und branchenspezfische Contents zu Themen rund um das Human Capital Management. "Technologie zu Verfügung stellen können alle, den Inhalt nicht!", zeigt man sich bei ROC selbstbewusst.

Einen Wettbewerbsvorteil sehen viele Befragte zudem in puncto Security und Datenschutz. Sie spielen dabei die lokale beziehungsweise regionale Karte aus und versprechen, dass die Daten im Lande oder zumindest in der EU verbleiben. Für den Anwender hat das den Vorteil, dass er sich um die Einhaltung von Compliance-Vorschriften, Datenschutz etc. keine Sorgen machen muss. Zudem braucht er keine Angst vor Industriespionage haben, wie sie etwa auch unter dem Schutzmantel des US Patriot Act nicht ausgeschlossen werden kann.

"Die großen Anbieter sind nicht immer in der Lage, bestimmte Aspekte zu garantieren, etwa dass Daten in Deutschland verbleiben. Hier bieten sich gute Chancen für kleinere Spezialanbieter", argumentiert denn auch die Materna GmbH. Auch Zimmer von Emnis ist überzeugt, "dass deutsche Mittelständler die Datenhaltung vor Ort wollen. Nicht vermittelbar sind Datenspiegelungen rund um den Globus."

Im Dunstkreis der Großen

Doch bei allen Abgrenzungsversuchen sehr sich die meisten Kleinanbieter nicht in einem unversöhnlichen Konkurrenz- oder gar Überlebenskampf gegen die Großen. Viele begreifen die Branchenschwergewichte gar als Chance. "Wir sehen die Situation aktuell eher als Symbiose und weniger als Konkurrenz. Ohne die mächtigen Player könnten wir unsere Dienste nicht zu diesen Konditionen am Markt anbieten", skizziert man bei der Infopark AG den Wettbewerb.

Auch andere sehen die Großen weniger als Gefahr, sondern als Chance für Applikationsanbieter, um selbst günstig auf deren Infrastruktur Services aufzubauen. Wie ein solche Symbiose aussehen kann, verdeutlicht die VMS AG am populären Beispiel Dropbox: "Dropbox basiert auf der Amazon Cloud. Sie bietet aber ein deutlich leichter zu bedienendes User Interface als generische Amazon-Angebote und erschließt damit Cloud-Storage für jedermann."

Angesichts solcher Business-Ideen und eingedenk der Tatsache, dass sich die klassischen IT-Wertschöpfungsketten verschieben, stellt sich die Frage, welche Rolle künftig IT-Systemhäuser spielen. Zurzeit ist noch nicht absehbar, ob sie im Cloud-Zeitalter eine Nische finden werden, die ihnen eine ähnlich komfortable Existenz wie gegenwärtig ermöglicht.