Das aus menschlicher Sicht ungewöhnliche Verhalten von Rechenanlagen erfordert besondere Kühlung:Auch bei der Arbeit schwitzen Computer nicht

10.07.1981

MÜNCHEN (rs) - Wesentlich anspruchsvollere Umgebungsbedingungen, als mit Standard-Klimageräten erreicht werden können, verlangen EDV-Räume. Die folgenden Informationen über spezielle Klima-Anforderungen von Computer-Räumen entnahmen wir einer Schrift der Hiross Klimatechnik, München.

Computer-Hersteller schreiben allgemein eine Raumtemperatur von rund 21 bis 23°C und eine Feuchte von etwa 45 bis 55 Prozent vor. Größere Abweichungen von diesen Sollwerten sind für das Bedienungspersonal eventuell akzeptabel, nicht aber für Rechner.

Der fundamentale Unterschied zwischen normalem und Computer-Klima liegt in der Art der erforderlichen Kühlung: Personen schwitzen, Computer nicht. Aus verschiedenen Gründen ist es unmöglich, die großen Wärmemengen aus einem EDV-Raum zu entfernen, indem die Luft sehr stark abgekühlt wird. Denn

- beim Einblasen sehr kalter Luft in den Raum würden unerträgliche Zugerscheinungen für das Personal entstehen;

- die Temperatur der Luft, die in den Rechner eintritt, darf bestimmte Grenzwerte (16 bis 18 °C) nicht unterschreiten;

- bei starker Abkühlung der Luft würde automatisch eine starke Entfeuchtung stattfinden, was wiederum erhöhte Befeuchterleistung erfordert.

Also muß die Luftmenge groß sein, um viel Wärme mit einer kleinen Temperaturdifferenz abzuführen. Damit ist der entscheidende Unterschied zwischen einer gewöhnlichen und einer speziellen Computer-Klimaanlage gegeben: Eine normale Anlage wird eine stündliche Luftwechselzahl von 6 bis 10 aufweisen, während eine gute EDV-Klimaanlage 30 bis 50 oder noch höhere Werte erreicht.

Heutzutage sind viele kleinere und mittelgroße Computersysteme in verhältnismäßig kleinen Räumen installiert, was naturgemäß zu einer hohen Wärmekonzentration führt. In solchen Fällen gibt es die Lösung, Luft sowohl aus dem Doppelboden als auch von oben zuzuführen. Hierfür gibt es neuerdings "Dual Flow"-Geräte, welche bei gleichbleibender Stellfläche fast doppelte Leistung erbringen.

Dabei wird ein Teil der Zuluft an der Decke eingeblasen, wo sie sich mit der aufsteigenden warmen Luft aus dem Rechner vermischt. Normalerweise tritt dann keine Turbulenz im Kopfbereich der im Raum arbeitenden Personen auf, vorausgesetzt, der Raum hat mehr als 2,5 Meter lichte Höhe. Die restliche Luft wird über den Doppelboden-Hohlraum zugeführt, und zwar soviel wie möglich direkt in die Maschinen. Die Zuluft, welche dann noch die Personen erreicht, hat ihre Geschwindigkeit verloren und ist bereits auf dem erforderlichen Raum-Sollwert.

Für eine Befeuchtung der Luft stehen hauptsächlich Systeme in drei Varianten zur Verfügung:

- Verdampfung warmen Wassers das über eine Matte im Luftstrom fließt;

- Verdampfung durch elektrische Erhitzer;

- Verdampfung durch den Joulschen Effekt: Der Strom zwischen zwei ins Wasser getauchten Elektroden erzeugt Wärme im Verhältnis zur zugeführten Stromstärke.

Die ideale Lösung ist die Befeuchtung der Raumluft mittels eines getrennten Gerätes im Raum, wo die warme Luft (22 bis 23 °C) mit einer Feuchtigkeit von weniger als 50 Prozent schneller die zugeführte Feuchte aufnimmt. Dies hat auch einen geringeren Energieaufwand zur Folge.