Gerüchte über den Kauf von Forté Software oder Borland

Das Aus für Oracles Komponentenfabrik Sedona

22.08.1997

"Wir haben unser Ziel nicht erreicht, mit Sedona-Anwendungen für wartungsfreie schlanke Clients sowie für skalierbare Anwendungs-Server zu erstellen", begründet Dennis Moore, Oracles Chefmarketier für Entwicklungs-Tools, das Ende des Projekts. Technisch basierte die Komponentenfabrik im wesentlichen auf Microsoft-Techniken wie dem Distributed Component Object Model (DCOM), Windows NT, dem Visual-Basic-Clone "Powerobjects" sowie der Programmiersprache C++. Trotz des gegen Microsoft gerichteten NC-Kurses von Oracle galt Sedona noch in den White Papers vom Juni die- ses Jahres als Eckpfeiler der hauseigenen Network Computer Ar- chitecture (NCA). Außerdem war geplant, es mit sogenannten Cartridges für die neue Oracle-8-Datenbank auszustatten. Auf deren Fehlen bei der Ankündigung des Systems hatten die Anwen- der mit großer Enttäuschung reagiert.

Nun sollen Elemente von Se- dona in die hauseigenen Entwicklungswerkzeuge "Developer 2000" und "Designer 2000" integriert werden. Ansonsten werde man sich nun konsequent an dem C++-Ableger Java, der Komponententechnik Javabeans und der Middleware Common Object Request Broker Architecture (Corba) ausrichten. "Anders als mit Basic und DCOM erhalten wir damit wiederverwendbaren Code für alle Arten von Client- und Server-Plattformen", so Moore. Während viele Anwender über die schwierige Schnittstellen-Sprache (Interface Definition Language = IDL) von Corba klagen, lassen sich nach Ansicht des Marketiers Anwendungen damit leichter als mit Microsofts DCOM erstellen.

Der plötzliche Mangel an modernen Entwicklungswerkzeugen hat Gerüchte aufleben lassen, wonach Oracle am Kauf des Tool-Spezialisten Forté Software, Oakland, Kalifornien, interessiert sei, einem Unternehmen, dessen Aktien seit Ende vergangenen Jahres kontinuierlich von über 40 auf rund elf Dollar gesunken sind.

Die britische Forté-Konzerntochter dementiert jedoch jegliche Übernahmegespräche. Auch die sonst gewöhnlich früh infor- mierten Börsianer haben von solchen Transaktionsplänen offenbar noch nichts gehört.

Laut Ovum-Senior-Consultant Neil Ward-Dutton paßt dagegen die gegenwärtige Forté-Strategie mit Corba im Zentrum der Middleware-Technik hervorragend zu Oracle und deren kürzlich von Borland in Lizenz genommenen Entwicklungstechniken. Dort hat der Datenbanker sich mit Entwicklungsumgebungen für Java ("J-Builder") und C++ ("C++-Builder") eingedeckt. Gerade deshalb ist aber auch der angeschlagene Tool-Spezialist Borland als Übernahmekandidat im Gespräch.