Planung, Budgetierung

Das Aus für Microsoft PerformancePoint

23.01.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

SharePoint statt PerformancePoint

Doch nun kommt plötzlich das Aus. Soweit bekannt soll Folgendes passieren:

  • Die Scorecard-, Dashboard und Analysefunktionen sollen laut Hersteller künftig in den SharePoint Server Enterprise wandern;

  • Das PerformancePoint Service PPS Service Pack 3 soll noch kommen, danach aber nicht weiter in die Planungsfunktionen investiert werden;

  • Der Produktname PerformancePoint soll zum ersten April von der Preisliste verschwinden und danach nur noch für Kunde des SharePoint Server 2007 (E-CAL) mit Software Assurance erhältlich sein.

  • Der Support für PerformancePoint Server soll noch bis einschließlich 2018 gesichert sein.

In einer ersten Reaktion kommentiert Carsten Bange, Geschäftsführer des Business Application Research Center (Barc), das Ende von PerformancePoint dahin, dass das Produkt hinsichtlich seiner Verkaufszahlen nie die Erwartungen von Microsoft erfüllt hatte. Auch sei anzunehmen, dass die meisten Kunden von PerformancePoint vor allem Analyse (ProClarity) und die Business Scorecard Management Komponente nutzen, weniger jedoch die Planung. Ein weiter Treiber, den auch andere Kommentatoren in ihrem Blog zitieren, ist der, dass Microsoft insgesamt profitabler werden will und daher offenbar die am wenigsten profitablen Projekte und Produkte stoppt (auch hatte der Hersteller kürzlich Entlassungen angekündigt).

Laut Bange hätten somit Kritiker der Produkt- und Vertriebsstrategie mit der Ankündigung Recht behalten: "Es dauerte eine ganze Weile bis Microsoft sein Partnerprogramm überhaupt auf die Besonderheiten von Business-Intelligence-Projekten ausrichten konnte. Planung ist hier noch einmal spezieller vom Grad des erforderlichen Know-hows des Vertriebs und erforderlicher Consulting-Kapazitäten", so Bange. Mit PerformancePoint habe Microsoft in eine Architektur investiert, die es gar nicht hätte geben dürfen: "Planungsfunktionen gehören eigentlich in die Datenbank, aber die Rückschreibfähigkeiten der SQL Server Analysis Services sind auch nach mehr als zehn Jahren im Portfolio immer noch unzureichend", resümiert Bange.

Imageverlust für Microsoft im Markt für Business Intelligence

Laut Barc werde es Microsoft nach dieser Entscheidung, die offenbar auch hierzulande überraschend kam, deutlich schwerer haben, sich als strategischer BI-Anbieter zu positionieren. Planung sei eine wesentliche BI-Aufgabe und hier öffne sich nun eine klare Lücke im Produktportfolio von Microsoft. "Wer als globalen Standard eine komplette Suite für BI-Aufgaben aus einer Hand sucht, dem bleiben nur noch drei große Anbieter - aber, ob bei denen die Suite-Strategie funktioniert, bleibt abzuwarten". So müsse Konkurrent Oracle die CPM-Software von Hyperion weiter integrieren, SAP muss BPC erst einmal auf dem SAp Business Warehouse (jetzt SAP Busines Intelligence) zum Laufen bekommen und IBM führe momentan Cognos Planning und Applix TM1 zusammen. "Alle Anbieter haben mit ähnlichen Problemen hinsichtlich Vertriebsstrategie und Integration mit Reporting und Analyse zu kämpfen".

Andererseits werde der SharePoint Server weiter im Microsoft-Portfolio aufgewertet. Reporting und Analyseaufgaben müsse Microsoft jedoch jetzt mit Hilfe von SQL Server, SharePoint und Office abzudecken versuchen. "Für größere Planungsszenarien auf Basis von Microsoft SQL Server bot der PerformancePoint Server eine Workflow-Komponente zur Prozessunterstützung. Diese Funktion scheint komplett zu verschwinden".