Back-Market-Bewertung

Das Amazon für Gebrauchthardware?

12.01.2022
Von Redaktion Computerwoche
Back Market gewinnt als digitaler Marktplatz für wiederaufbereitete Elektronik massiv an Gewicht: Nach einer neuen Investitionsrunde wird das französische Startup nun mit 5,1 Milliarden Euro bewertet.
Thibaud Hug de Larauze, CEO von Back Market, sieht sich als Pionier in der Kreislaufwirtschaft.
Thibaud Hug de Larauze, CEO von Back Market, sieht sich als Pionier in der Kreislaufwirtschaft.
Foto: Back Market

In den Refurbished-Markt kommt immer mehr Schwung, und Back Market hofft hier Europas Nummer eins zu werden. Für ihren Online-Marktplatz für wiederaufbereitete Elektronik haben die Franzosen soeben eine weitere Finanzspritze von 450 Millionen Euro erhalten. Die Runde der Investoren in dieser Series-E-Finanzierung wird von dem neuen Geldgeber Sprints Capital angeführt. Die bereits vorhandenen Partner Eurazeo, Aglaé Ventures, General Atlantic und Generation Investment Management schießen ebenfalls Geld nach.

Back Market gehört zu den Pionieren im Geschäft mit wiederaufbereiteten Elektronikgeräten aller Art. Das Sortiment umfasst gebrauchte und wiederaufbereitete Smartphones und Tablets, Rechner und Zubehör, Unterhaltungselektronik - und inzwischen experimentieren die Franzosen auch mit gebrauchter Kleidung. Bislang ist das Startup in den USA sowie in 13 europäischen Ländern aktiv, in denen nun jeweils kräftig investiert werden soll. Für Deutschland plant Back Market 60 Millionen Euro für den operativen Betrieb und eine deutliche Aufstockung des Personals ein.

Back Market verlangt monatlich 50 Euro von Verkäufern

Verkäufer, die wiederaufbereitete Geräte auf dem Marktplatz absetzen wollen, müssen einen Seller Account anlegen und bekommen dann einen eigenen Store zugewiesen - mit Firmennamen, Logo, USt-ID etc. Back Market verlangt von ihnen eine Gebühr von 50 Euro im Monat sowie eine Kommission von zehn Prozent auf verkaufte Produkte.

Der Mitgründer und CEO von Back Market, Thibaud Hug de Larauze, glaubt, mit seinem Unternehmen voll im Trend zu liegen. "Wir erwarten auf dem Elektronikmarkt eine ähnliche Entwicklung wie auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Amerika. Dort hat sich der Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen im Vergleich zum Verkauf von Neuwagen verdoppelt." Immer mehr Verbraucher und Unternehmen verschrieben sich den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Dafür positioniere sich Back Market.

Dem Unternehmen zufolge liegt die durchschnittliche Defektrate von über die Plattform verkauften Produkten bei etwa vier Prozent, was in etwa der mittleren Ausfallrate von Neugeräten (drei Prozent) entspreche. Zu den wichtigsten Aufgaben von Back Market zähle es, diese Quote bei allen Geräten weiter zu senken, um Verbrauchern eine nachhaltige Alternative zum Kauf neuer Technik bieten zu können. Kunden erhalten eine zwölfmonatige Verkäufergarantie und können nach deren Ablauf eine zusätzliche 24-monatige Garantieverlängerung erwerben.

Wie Back Market den CO2-Footprint senkt

Die Franzosen glauben, mit ihrem Angebot einen Nerv zu treffen. Die Sorge um die Umwelt und den eigenen CO2-Footprint nehme überall zu, viele Shopper hätten bereits nachhaltigere Konsumgewohnheiten angenommen. Da der CO2-Fußabdruck eines elektronischen Geräts zu rund 90 Prozent aus dem Herstellungsprozess stamme, sei die Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones und anderen elektronischen Geräten ein wichtiger Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels.

Laut Back Market führt Elektroschrott zum weltweit am schnellsten wachsenden festen Abfallstrom - und auch zum giftigsten. Über 80 Prozent der ausgemusterten Geräte würden nicht ordnungsgemäß recycelt. Die bestehenden Infrastrukturen dafür könnten mit dem hohen Tempo der Neuproduktion nicht Schritt halten. Mit dem Wiederverwenden aufbereiteter Technik könnten Verbraucher an der Beseitigung dieses Problems mitarbeiten. (hv)