Darum Satelliten-DFÜ!

28.01.1977

Als am 6. April 1965 - so lange ist es her - der erste kommerzielle Nachrichtensatellit Early Bird - auch Intelsat genannt - in Cape Canaveral, heute Cape Kennedy, gestartet wurde, begann eine Entwicklung, die sich seither immerzu geradezu überschlug. Innerhalb von sechs Jahren gab es vier Generationen von Nachrichtensatelliten (1965 Intelsat 1,1967 Intelsat 11,1968 Intelsat m und 1971 Intelsat IV). Der ganz große Durchbruch wird 1978 kommen, wenn Intelsat V gestartet wird. 1979 kommt dann - quasi für jedermann - der Domestic Satellite Service der IBM-Tochter Satellite Business Systems (siehe Seite 1);

Während Intelsat I 86 Pounds leicht war, wird Intelsat V 1000 Pounds, also knapp eine halbe Tonne wiege Statt mit 40 Watt wird er mit 1000 Watt arbeiten, die nicht mehr nur zwei, sondern etwa fünfzig Kanalsteuerungen (Transponder) betreiben. Gegenüber Intelsat I, der eine Kapazität für 240 Telefongespräche hatte (seine Lebensdauer betrug 1,5 Jahre), wird Intelsat V 66000 Telefonverbindungen vermitteln können - voraussichtlich zehn Jahre lang.

"Himmlischer" Preisvorfall

Zwar wird der neue Intelsat fünfmal teurer zu bauen sein (etwa 15 Millionen Dollar), und seine Plazierung im Himmel gut 40 000 Kilometer über dem Äquator per Raketenstart wird ebenfalls fünfmal so teuer sein wie seinerzeit 1965, dennoch werden sich die Kosten für einen Sprachkanal pro Jahr von 23 000 Dollar auf 58 Dollar ermäßigen. Dieser Preisverfall ist erheblich spektakulärer als der bei irdischer Hardware. Und das zeigt weitreichende Perspektiven auf.

Heute bedarf es einer ganz neuen Grundeinstellung zu den Nachrichten-Satelliten. Sie wurden bereits zur Alternative für transozeanische Unterwasserkabel. Sie werden künftig preiswerter arbeiten als kontinentale Telefon-, Radio- und Fernsehstrecken.

Künftige Satelliten werden speziell für digitale Übertragung konstruiert sein. Je stärker sie sind (Watt-Leistung) und je größer ihre Antennen, desto geringer werden die Kosten für die Empfangs-/Sende-Stationen auf der Erde. Bisher wurden Satelliten immer noch mit relativ kleinen Raketen gestartet, nicht etwa vergleichbar mit denen des Apollo-Programms. Das wird jedoch kommen, und in den 80er Jahren, wenn die Space Shuttle-Weltraumfähre zur Verfügung steht, werden sich die Startkosten auch für große Lasten drastisch senken.

Von 6 Millionen auf 800 Dollar

Eine Bodenstation für den ersten Intel-Satelliten kostete 6 Millionen Dollar. Die Kosten fielen auf 60 000 Dollar im Intelsat-IV-Programm werden 1978 für Intelsat V nur noch etwa 800 Dollar je Bodenstation ausmachen. Und so weiter und so weiter.

Den Rest zu sagen erübrigt sich. IBM weiß, was sie tut! Nur zwei Zahlen noch -war sie James Martin im März 1976 auf einer Tagung des Diebold-Forschungs-Programms in München vortrug: In USA werden heute schon jährlich 834 Millionen Briefe per Computer geschrieben. Ihre Übermittlung erfolgt im "Electroonics Age" immer noch geradezu herzerfrischend altmodisch und unglaublich teuer. Jährlich 20 Millionen (zweimal 10(13)) Geldtransaktionen gibt es jährlich in den USA. Eine Beschleunigung der Oberweisungen und Buchungen könnte diese Einsparungen von weit über der Milliarde-Dollar-Grenze pro Jahr bringen.

Bleibt allerdings eine noch sehr wichtige Frage: Was tut sich in Europa?