Kolumne

"Damit alles gut wird"

06.08.2004

Weil Veränderungen anstrengend sind und bedeuten, den vermeintlich sicheren Hafen des Gewohnten zu verlassen, tun sich Menschen das nur an, wenn es gar nicht mehr anders geht - in existenzbedrohenden Krisen. Was für den Rest der Menschheit gilt, trifft auch auf Anwender- und Herstellerunternehmen von IT zu: In den vergangenen drei Jahre mussten beide Seiten des IT-Marktes ihre Prioritäten neu sortieren.

Die einen analysieren heute zunächst ihre Geschäftsabläufe, bevor sie Hard- und Software einkaufen, weil sie verstanden haben, dass ohne optimierte Prozesse die Anschaffungen so teuer wie nutzlos sind. Außerdem haben die Anwender gelernt - wenn auch noch nicht alle IT-Teams davon überzeugt sind -, dass gezieltes Outsourcing eine ernst zu nehmende Alternative zum Selbermachen darstellt. Die Fertigungstiefe der IT-Abteilungen sinkt beständig.

Auch wenn die Experten noch über Business Process Outsourcing, On-Demand- und Virtualisierungskonzepte streiten, geht die Reise mittelfristig in diese Richtung. Warum soll auch für die IT falsch sein, was für viele andere Teilprozesse in Unternehmen richtig ist? Obwohl nicht mehr originell, taugt die Autoindustrie hier als gutes Beispiel. Sie lebt getreu nach dem Motto: Mache nur die kriegsentscheidenden Dinge selbst und definiere ansonsten die Spezifikationen und den Preis für die zugekauften Komponenten.

Auch die IT-Anbieter haben inzwischen erkannt, dass ihre alten Angebote nicht mehr ohne weiteres verfangen. Nicht nur Hardware, Software und Kommunikationsmittel werden ihnen abverlangt, sondern vor allem Konzepte und Lösungen, mit denen Informations-Management gelingt.

Deshalb stimmt es hoffnungsvoll, wenn frisch gebackene Geschäftsführer nicht zuerst darüber schwadronieren, welche neuen Produkte lieferbereit sind oder was sie technologisch in der Pipeline haben, sondern Seriosität beweisen wollen, indem sie über die Zahl der besuchten Kunden und deren Forderungen erzählen. Wenn sie die Anwender tatsächlich dabei unterstützen - ihren eigenen Angaben zufolge machen das die Herstel- ler -, Komplexität zu reduzieren, Sicherheit zu erhöhen und Business-Anforderungen schneller mit IT umzusetzen, dann können wir zuversichtlich nach vorn schauen. Und wenn die Anbieter dann noch beginnen - so formulierte ein Dienstleister -, anstatt Anwendern zusätzliche Kapazitäten zu verkaufen, ihnen Probleme abzunehmen, dann wird streng nach High-Society-Sirene Nina Ruge tatsächlich alles gut.