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DaimlerChrysler gründet Tochter für E-Business-Aktivitäten

09.10.2000
DCX Net: 550 Millionen Euro Startkapital

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - DaimlerChrysler Der Daimler-Chrysler-Konzern konzentriert seine E-Business-Aktivitäten in einer neuen Firma. Künftig soll die die DCX Net Holding GmbH alle Web-Investitionen koordinieren und das Unternehmen umfassend vernetzen.

"DCX Net steht für den E-Wakeup von Daimler Chrysler", so Vorstandsmitglied Eckhard Cordes bei der Bekanntgabe der Neustrukturierung des Stuttgarter Traditionskonzerns. Für die Zukunft setzt der Daimler-Vorstand auf eine komplette Vernetzung des Unternehmens - einschließlich aller Mitarbeiter, der Lieferanten sowie der Kunden. Damit nicht genug, denn auch die Autos sollen vernetzt werden, Stichwort: "Telematik". Erreicht werden soll dies durch eine Zusammenfassung der E-Business-Aktivitäten in der neuen Gesellschaft.

Das Fundament der Organisationsstruktur bildet die DCX Net Holding, die unterhalb der AG angesiedelt ist. In ihr werden alle existierenden und zukünftigen E-Business-Beteiligungen der Schwaben gebündelt, um als Kernkomponente der DCX-Net-Initiative den gesamten Konzern effizienter und damit wettbewerbsfähiger zu machen. Die Holding soll mit einem Startkapital von 550 Millionen Euro Allianzen, Joint Ventures und strategische Investments ausbilden, um durch den Zugriff auf moderne Technologien neue E-Business-Lösungen zu ermöglichen.

Dabei geht es laut Cordes nicht nur um das reine Web-Enabling, also die Umstellung auf Internet-Technologien. Vielmehr sei es nötig, die tradierten Prozesse abzulösen und durch eine durchgängige Vernetzung von Funktionen sowohl Zeit als auch Kosten zu sparen. Dabei sollen die Abläufe im Einkauf, der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb "aufgebrochen" werden. Erste Schritte seien bereits unternommen worden, beispielsweise ließen sich in einem Pilotprojekt des Bestellwesens die Durchlaufzeiten um bis zu 70 Prozent reduzieren.

Im Kontakt zu den Endkunden soll das Internet als Vertriebskanal erschlossen und ausgebaut werden. Allerdings sind sich die schwäbisch-amerikanischen Manager darüber im Klaren, dass ein Großteil der potenziellen Käufer auch in den nächsten Jahren auf das reale Look&Feel des Autos nicht verzichten will. Jedoch werden mehr als 90 Prozent aller Kunden nach Einschätzung von Daimler-Chrysler im Jahr 2003 sogenannte Mischkunden sein, die sich zusätzlich zur traditionellen Probefahrt mit Hilfe des Internet informieren wollen.

Die Web-Veränderungen machen auch vor den Angestellten von Daimler-Chrysler nicht halt: "Das Internet muss zum täglichen Menü eines jeden Mitarbeiters werden", so Vorstand Cordes. Es werde aber nicht so weit kommen, dass der Konzern Gratis-PCs an die Belegschaft verteilt. Auf diese Weise, so ein Seitenhieb an die Adresse des Konkurrenten Ford, sei lediglich der Markt für Gebraucht-Computer in der Region Detroit überschwemmt worden. Mit Hilfe des seit einigen Jahren eingeführten Intranet sollen Daimler-Mitarbeiter künftig lernen, das Internet nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Chance zu betrachten.

Ein Börsengang von DCX Net ist kurzfristig nicht angedacht. Allerdings sei die Option mittel- bis langfristig nicht ausgeschlossen. Geleitet wird die Holding von John Stellman, Vice President Mergers & Acquisitions der Chrysler Group, und von Olaf Koch, Vice President Corporate E-Business. Die Konzernforschung mit Labors in Berlin, Palo Alto und Bangalore soll das Unternehmen unterstützen.