Nach Kritik

Daimler wandelt Werkverträge in Leiharbeit um

03.12.2013
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.
Daimler hat auf die Kritik an seinen Beschäftigungsverhältnissen reagiert. Der Automobilbauer will rund 1400 seiner Mitarbeiter, die mit Werkverträgen ausgestattet sind, zu Leiharbeitern machen.

Leiharbeit statt Werkvertrag: 1400 Freiberufler, die bisher über Werkvertrag für Daimler arbeiteten, sollen künftig als Leiharbeiter beschäftigt werden. Die Beschäftigungsverhältnisse sollen vor allem in der Entwicklung und IT umgewandelt werden. Das stellt die Beschäftigten besser. Denn im Gegensatz zu Leiharbeitern unterliegen externe Mitarbeiter in Werkverträgen weder tarifvertraglichen Regelungen noch Branchenzuschlägen oder Betriebsvereinbarungen. Daimler und andere Firmen kaufen über Werkverträge Dienstleistungen von anderen Unternehmen ein. Die Dienstleistung dieser Unternehmen sind Mitarbeiter.

Daimler war wegen mehrerer Fälle von Lohn-Dumping und Scheinselbständigkeit im Zusammenhang mit Werkverträgen in die öffentliche Kritik geraten. Angefangen hat die Debatte im Mai, ausgelöst durch einen Beitrag der ARD: ein SWR-Reporter hatte wochenlang Seite an Seite mit Stammbeschäftigten im Stuttgarter Motorenwerk gearbeitet, aber nur ein Bruchteil von ihnen verdient. Möglich macht dies die Fremdvergabe von Arbeit per Werkvertrag. Außerdem hatten zwei bei Dienstleistern beschäftige IT-Spezialisten vor dem Landesarbeitsgericht mit Erfolg auf Einstellung bei Daimler geklagt.

Ende September kündigte Personalvorstand Wilfried Porth an, gegen Missbrauch von Werkverträgen vorzugehen. Nach Informationen des Gesamtbetriebsrats seien 600 Verträge bereits unterschrieben, die übrigen 800 stünden kurz bevor. Die Beschäftigten arbeiten im Werk Sindelfingen. Die 1400 neuen Leiharbeiter kommen nicht nur in den Genuss von Tarifregelungen, sie haben nach dem Tarifvertrag für Leiharbeit auch Anspruch auf eine Übernahme nach zwei Jahren.

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