E-Chain Logistics entwickelt Supply-Chain-Konzepte

Dachser und Ploenzke bündeln Logistik-Kompetenzen

21.07.2000
MÜNCHEN (bs) - Mit dem neu gegründeten Unternehmen E-Chain reagieren das IT-Beratungshaus CSC Ploenzke und der Transportspezialist Dachser auf den steigenden Bedarf an Logistiklösungen. Beide Companys sind zu 50 Prozent an dem jungen Anbieter beteiligt.

"Es ist das erste Mal in den Geschichten unserer Unternehmen, dass wir keine Mehrheitsanteile an einer Firmenneugründung haben", erklärt Hans-Jochen Winter, verantwortlich bei CSC für den Bereich Transport und Logistik. Die 50-zu-50-Beteiligungen sollen deutlich machen, dass die Kernkompetenzen der beiden, einmal im Bereich IT und im Falle Dachser zum Thema physikalische Logistik, zu gleichen Teilen Eingang finden. Ziel beider ist es, die Lücke zwischen der physikalischen Logistik, also der Lieferung von Waren und Dienstleistungen im Lagerumfeld, und der dazu notwendigen IT zu schließen. Die Company wird von einer Doppelspitze aus Victoria Ossadnik (ehemals CSC Ploenzke) und Andreas Froschmayer (ehemals Dachser) geleitet.

Nun sind Kooperationen im Logistikumfeld nichts Neues. Doch habe E-Chain nicht zum Zweck, irgendeine Software bei Dachser einzuführen oder zu vermarkten, wie das bei Allianzen von Spediteuren wie Kühne und Nagel mit dem Supply-Chain-Management-(SCM-)Softwareanbieter I2 Technologies der Fall ist. Es gehe vielmehr darum, Kunden zu beraten und unabhängig von der späteren IT- und Transportlösung, ein Konzept für unterbrechungsfreie Lieferketten zu erarbeiten, erklärt Ossadnik. Die Gründung einer eigenständigen Firma soll zudem die Neutralität von Produkten und Unabhängigkeit von den Mutterhäusern verdeutlichen, die rund fünf Millionen Mark in das Startup pumpen: "Es wäre völlig unsinnig, auch nur den Anschein zu erwecken, dass wir nur irgendwelche Softwareprodukte, die Ploenzke beherrscht, oder Dienstleistungen von Dachser empfehlen wollen", führt CSC-Mann Winter aus.

Seiner Meinung nach ist heute weder ein IT-Beratungshaus noch ein Logistikanbieter allein imstande, komplette Warenflusssysteme - vom elektronischen Shop über die Integration mit ERP- und SCM-Systemen bis hin zur Auswahl von Förder-, Lager- und Transporttechnik - zu konzeptionieren und implementieren: "Jeder beherrscht halt nur seine Disziplin." Dies zeige sich immer wieder an Pflichtenheften, die von angesehenen Management-Beratern erstellt würden: Darin seien Prozesse, für die es in der Praxis simple Lösungen gebe, oft sehr kompliziert beschreiben.

Beide Mutterunternehmen verfolgen mit E-Chain (www.echainlogistics.de) Ziele: Innerhalb eines Jahres soll die Company profitabel arbeiten und die Kernmannschaft von heute sechs auf über 20 Mitarbeiter wachsen. Aufträge gebe es jedenfalls genug, fügt Winter hinzu. Trotz dieser rosigen Erwartungen, sei E-Chain kein Startup im Sinne der Dotcoms: "Unsere Schätzungen sind eher konservativ, das zeigt die Nachfrage bisher, und wir machen bereits Umsatz." Ein Gang an die Börse ist noch nicht konkret geplant, sei aber nicht auszuschließen. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in München.