Dabeisein ist alles

19.02.1988

Bevor Calgary auch die DV-Interessierten in seinen Bann zog, hieß der Nabel der Fachwelt für ein paar Tage Dallas. 200 Anbieter aus allen Marktsegmenten meinten es sich nicht mehr leisten zu können, dem Unix-Spektakel "Uniforum" im nachgemachten Kristallpalast "Infomart" fernzubleiben. Unix ist kein Minderheiten-Thema mehr.

In die Aufbruchsstimmung der Unix-Spezialisten, die in manchen Pressemitteilungen fast euphorisch wirkte, platzte Big Blue mit einem überraschend lautstarken Bekenntnis zu Unix. Obwohl die IBM mit den Verkaufszahlen des RISC-PC 6150 wahrlich nicht angeben kann, will sie nun die "Führungsrolle in der Welt der Hochleistungs-Unix-Workstations" übernehmen. Die großen Worte stammen von Bill Lowe, Boß der PC-Division des Konzerns.

Der Beobachter kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es zwar ein Berg war, der da kreißte, aber daß er nur eine Maus gebar: Die obersten Modelle der "AIX"-Rechner sollen viermal soviel leisten wie derheutige RT - und das in einer Welt, in der Zehnerpotenzen die technischen Leistungszuwächse zu kennzeichnen pflegen. Mehr Eindruck machte da schon die Nachricht, das National Bureau of Standards habe aus gerechnet die IBM ausgeguckt, den Konformitätstest zu entwickeln, mit dem Anwendungsprogramme nach dem IEEE-Unix-Standard Posix geprüft werden sollen.

Noch glaubt mancher Hersteller - vielleicht nicht gerade Sun, NCR oder Unisys -, daß an Unix bislang nicht viel zu verdienen ist. Trotzdem beweist das Stelldichein im Technopark am Highway von Dallas nach Forth Worth: Jeder größere Hersteller fürchtet sich vor Ausschreibungen, in denen Unix-Fähigkeiten verlangt werden. Hier liegt die Chance für den Anwender, seinen Lieferanten klarzumachen, wie es sein sollte: Das Sagen hat der, der zahlt.