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D21 macht sich für E-Government stark

28.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Unternehmen und Bürger sollen künftig die Möglichkeit haben, sich stärker an der öffentlichen Verwaltung beteiligen zu können. Das forderte der Vorsitzende der "D21"-Initiative und IBM-Deutschlandchef Erwin Staudt auf dem D21-Jahreskongress in Leipzig. Zwar hätten die Behörden in den letzten drei Jahren Fortschritte gemacht, doch nun müssten mehr Bürger erreicht werden. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass mehr Verwaltungsvorgänge im Internet erledigt werden können, alle deutschen Bürger einen Online-Zugang besitzen und sich das Netz zu einem Bürgerforum entwickelt. "Entscheidungen müssen im Netz vorbereitet werden. Nur so bringen wir die Bürger ins Internet", erklärte Staudt.

In einem zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog fassen die D21-Verantwortlichen zusammen, was ihrer Meinung nach nötig ist, um die digitale Verwaltung in Deutschland in Schwung zu bringen. Dazu gehört beispielsweise, die Bürger stärker in die Entwicklung der Angebote einzubeziehen. Ferner müsste mit zusätzlichen Sicherheitsstandards das Vertrauen in das Medium Internet verstärkt werden. Dazu gehöre unter anderen die digitale Signatur. Hier bestehe allerdings die Gefahr, dass Deutschland durch fehlende Infrastruktur und Anwendungen seinen Vorsprung leichtsinnig verspiele. Außerdem müsste der "Kleinstaaterei" der vielen unterschiedlichen Systeme und Anwendungen in Bund Ländern und Kommunen ein Ende bereitet und stattdessen verstärkt auf offene Standards gesetzt werden.

Laut einer Umfrage von Emnid sind 72 Prozent der Bevölkerung mit den Informationsangeboten ihrer Kommune zufrieden. Allerdings beurteilen nur 24 Prozent die interaktiven Angebote als ausreichend. 87 Prozent der Befragten hielten virtuelle Rathäuser für attraktiv.

Auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland könne E-Government ein Motor für Modernisierung sein, erklärt Ulrich Kemp, Geschäftsführer Vertrieb bei Fujitsu Siemens Computers (FSC). Wenn es den Verwaltungen gelinge, ihre Prozesse ressortübergreifend und transparent zu gestalten, könnten sich die Verfahren erheblich beschleunigen.

Deutschland sei hier auf dem besten Wege, beteuert Bundesinnenminister Otto Schily anlässlich seiner Einführungsrede auf dem D21-Kongress. Mit dem Programm "Bund Online 2005" sollen innerhalb der nächsten drei Jahre rund 350 internetfähige Dienstleistungen des Bundes online gestellt werden. Allerdings könnten weder die Wirtschaft noch die Regierung allein neue Technologien wirkungsvoll verbreiten, mahnt Schily. Man müsse vielmehr miteinander kooperieren, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Dies ist auch dringend notwendig, denn andere Umfragen zeigen, dass in Sachen digitale Verwaltung längst nicht alles so rund läuft wie das die Verantwortlichen gerne hätten. So steigt zwar laut Emnid die Zahl der Internet-Nutzer in Deutschland. Die Wachstumskurve verflacht allerdings deutlich. Immer weniger Menschen über 14 Jahre planen, sich einen Online-Zugang anzuschaffen.

Nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst&Young vom April dieses Jahres habe sich zwar die Verfügbarkeit der im Internat angebotenen öffentlichen Dienstleistungen europaweit verbessert. Deutschland liegt jedoch was die Geschwindigkeit der neuen Entwicklungen betrifft abgeschlagen auf Platz 14 (Computerwoche online berichtete). Am schnellsten zulegen konnten in den vergangenen sechs Monaten Länder wie Schweden, Belgien und Irland. (ba)