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Cyber-Mobbing und Cyberbullying

Cyber-Mobbing erreicht dramatische Ausmaße

11.03.2008
Von pte pte
Australien startet eine Großoffensive gegen digitales Mobbing. Da das Problem zunimmt und immer mehr Kinder und Jugendliche Opfer von beleidigenden SMS, E-Mails oder erniedrigenden Fotos im Internet werden, wurde nun seitens der westaustralischen Regierung eine umfassende Studie in Auftrag gegeben.

Die auf fünf Jahre angelegte australische Untersuchung soll rund 4.000 Schüler an 40 verschiedenen Schulen miteinbeziehen und letztlich der Aufklärung von Kindern als auch Eltern und Lehrern dienen. Die Behörden wollen dafür 400.000 Dollar investieren, berichtet das Portal "Australian IT". Laut Bildungsminister Mark McGowan zählen in Westaustralien mittlerweile bis zu 15 Prozent der Jugendlichen zu den Opfern von Cyber-Mobbing, das nicht selten zu erheblichen psychischen Schäden bei den Betroffenen führt.

Diffamierungen über Handys und das Internet sind nicht nur in Australien, sondern auch hierzulande ein ernstes Problem. "Wir haben festgestellt, dass insbesondere das so genannte Cyberbullying in Social Communitys wie dem schuelerVZ deutlich zugenommen hat", bestätigt Thomas Günter, Justiziar bei der Initiative jugendschutz.net, das Problem gegenüber pressetext. Vor allem in Online-Gemeinschaften, die sich explizit auf das schulische Umfeld beziehen, erreiche das Phänomen bedenkliche Ausmaße. Sowohl Schüler als auch Lehrer gelten als beliebtes Angriffsziel. Schon im vergangenen Sommer forderte daher der deutsche Philologenverband eine Änderung des Telemediengesetzes und mehr Rechte für die Opfer von Internet-Mobbing.

Donna Cross, Leiterin der australischen Studie, ist Cyber-Mobbing sogar ein schlimmeres Problem als "herkömmliche" Mobbing-Attacken. Denn durch die Anonymität im Internet bleiben die Täter meist unerkannt. Diese Tatsache wiederum schürt Verfolgungsängste bei den Opfern, die beispielsweise nach Angriffen wieder in die Schule gehen müssen, ohne zu wissen, wer hinter den Mobbing-Aktionen steckt. Dabei müssten die Opfer den Tätern nicht zwangsläufig aus dem realen Leben bekannt sein, ergänzt Günter im pressetext-Interview. "Veröffentlicht ein Nutzer zum Beispiel Fotos, die nicht dem gängigen Ideal entsprechen, oder offenbart außergewöhnliche Vorlieben im Internet, setzt er sich der Gefahr des Cyberbullyings aus." Oft sei es auch der Fall, dass die Mobbing-Opfer in den Communitys gar nichts von der Existenz der diffamierenden Inhalte wüssten und sich daher auch nicht darüber beschwerten, fügt Günter hinzu.

Am stärksten verbreitet sind die Internet-Beschimpfungen laut den Experten unter Jugendlichen zwischen elf und 16 Jahren, bei Mädchen sogar zunehmend üblicher als bei Jungen. Die Opfer verschweigen häufig ihr Leid, weil sie gleichzeitig fürchten, ihre Handys oder Computer könnten ihnen weggenommen werden. Die Täter ihrerseits fühlen sich besonders gestärkt, da sie in der Regel keine direkte Konfrontation mit den Opfern eingehen müssen. Schutz vor den Cyber-Attacken scheint bislang schwierig. "Am besten kann man sich schützen, indem man möglichst wenige Daten von sich im Internet preisgibt. Darüber hinaus können Mobbing-Inhalte natürlich beim Provider oder einer Anlaufstelle wie jugendschutz.net gemeldet werden", so Günter abschließend. (pte)