CW-Wert

09.08.1996

Es war der amerikanische Ethnologe und Linguist Benjamin Lee Whorf, der Anfang dieses Jahrhunderts die These aufstellte: "Die Grammatik formt den Gedanken." Oder etwas ausführlicher: Die Art und Weise, wie wir unseren Gedanken Ausdruck geben, schlägt auf unsere Wirklichkeitsauffassung zurück.

In solche ethnolinguistischen Betrachtungen platzte kürzlich die "Süddeutsche Zeitung" mit einem Bericht über Detlef Beyer, Dozent für Grafikdesign an der FH Essen sowie passionierter Drachenflieger und Internet-Surfer. Beyer ist der Erfinder eines Internet-Idioms namens "Germish", das ausschaut wie eine Synthese aus konkreter Poesie und Dada.

Indem er englische und deutsche Wörter mische, so Beyer, wolle er seine Erfahrungen beim Drachenfliegen sowohl der anglophonen Internet-Gemeinde als auch den eigenen Landsleuten nahebringen. Nichts liegt ihm ferner, als grammatische und orthografische Regeln aufzustellen. Vielmehr fordert er: "yOu shOuld fIx IhRe AufMerkSamKeiT oN the SiNn." But, boy, that is gar not so simpel, when die letters always up and down hüpfen that me bad davon becomes.

Über das Whorfsche Theorem schreibt Meyers Konversationslexion: "Kritische Überprüfungen konnten die Hypothese nicht positiv bestätigen." Gut so, denn andernfalls könnten wir Beyer einen Vorwurf nicht ersparen: Mögen die Grafikdesigner-Texte auch spaßig daherkommen - sie brächten uns doch um die bewußtseinserweiternde Erfahrung einer fremden Grammatik.