Satire

CW-Wert

11.07.1997

Leistung gehört anerkannt, die Verhältnismäßigkeit sollte aber gewahrt bleiben, sonst geraten die Werte ins Rutschen. Herr Hopp, der Oberförster von SAP, bekam das "Bambi", weil er dafür gesorgt hat, daß der einstige deutsche Softwaredschungel sich heute gelichtet und schön einheitlich zeigt. Doch der Neid ist nie weit, namentlich in Bayern hat er genagt, wo doch dort Deutschlands größtes Innovationshaus sitzt. Von dessen Ideenreichtum weiß ein lokales Sprichwort: "Wenn Siemens wüßte, was Siemens weiß." Die Firma hat für nur eine Abteilung eine ganze Stadt, Datasibirsk, in der würde Hopp mit seiner Nutzholzpflanzung nicht einmal zur Begrünung reichen. Also befand man, die TU München solle dem Chef des Ganzen, einem gewissen von Pierer, die Ehrendoktorwürde zukommen lassen. Schließlich ergreife dieser, so berichtet die "Süddeutsche Zeitung" von der Begründung, "als führender Vertreter eines großen Unternehmens im Bereich Technik so entschlossen die Initiative". Anscheinend haben sich Bayerns Mächtige, voller Sorge um den Wert des Euro, um den der akademischen Titel keine Gedanken gemacht. Nach dieser bayerischen Argumentation ist eine Honoris-causa-Inflation zu befürchten. Nebst Herrn Hopp können sich Heerscharen leitender Marktführer reelle Hoffnungen auf ehrenhalbe Auszeichnungen machen. Und wenn die im Bergischen Land eine Steigerung des Piererschen "von" finden, geht das ganze Wertesystem des Abendlandes die Wupper runter.