Satire

CW-Wert

21.02.1997

Männer, moniert die Gegenseite, sind nie da, wenn man sie braucht. Statt den Wasserhahn zu reparieren, die Schwiegermutter vom Bahnhof zu holen und die Kinder endlich aufzuklären, programmieren sie Betriebssysteme, justieren Schrumpfmuffen und sitzen in sogenannten Konferenzen herum, und das nicht selten bis tief in die Nacht. Auf ihre Versäumnisse angesprochen, behaupten sie, sie hätten nicht gewußt, was zu tun gewesen wäre, sonst hätten sie es natürlich getan. Das sei ja das Zermürbende, heißt es daraufhin im Beziehungsgespräch, daß man ihnen alles immer erst sagen müsse.

Hier kann die Technik weiterhelfen. Amerikanische Informatiker haben kleine, am Körper zu befestigende Computer gebastelt, die Atem, Puls und Blutdruck messen, Gang und Gesichtsausdruck analysieren, die Hautfarbe ablesen und aus alledem korrekt auf die Stimmung der Trägerin schließen. Ohne Worte wissen diese Rechner, was Frauen wollen. Daß sie es drahtlos einem Roboter mitteilen können, der es dann ausführt, ist eine Frage der Zeit.

Und der Ästhetik. Heutige Roboter rappeln und haben rote Augen - das mögen Frauen nicht. Damit sie die Helfer akzeptieren, müssen diese aussehen wie wir richtigen Männer. Kerle aus Silikon, aber hinreißend wie du und ich, werden mit DV-typischer Zuverlässigkeit den Wasserhahn zum Bahnhof bringen und die Schwiegermutter aufklären. Wir selbst können uns dann um das kümmern, was wir lieben, aber bisher leider vernachlässigen mußten: das Beziehungsgespräch.