Satire

CW-Wert

18.09.1998

Jemandem eine Zigarre verpassen, das gehört ab sofort wohl zu den nur mehr mit sehr viel Fingerspitzengefühl zu verwendenden Begriffen. Lehrt uns das Internet. Welches uns en passant den Erkenntniszuwachs gebar, daß heutzutage ein Knopfdruck genügt, eine ganze Nation samt ihrem obersten Rauchwarenvertreter zum Trottel zu machen.

Samenspender liefert das WWW aber auch auf ganz andere Weise. Man beziehungsweise frau kann ab sofort im virtuellen Dunstkreis quasi der Ursuppe allen Seins nachforschen. Richtig, es geht um das letzte bißchen Machterhalt des starken Geschlechts, manifest nur mehr an einer einzig dem Manne eigenen Absonderung. Sperma also gilt es zu verhökern - und das tun etliche US-Samenbanken via Internet offensichtlich schon mit Erfolg.

Vorbei die Zeiten, da frau sich auf normalem Weg einen Kindszeuger suchen mußte. Im Internet und unter verschiedensten Samenspender-Profilen kann sie im Prinzip eine Genom-Punktlandung machen. Haarfarbe, Körpergröße, Gewicht oder Hauttyp, ja sogar die Knochenbeschaffenheit, persönliche Interessen und nicht zu vergessen der höchste Schul- und Universitätsabschluß geben frau Hinweise auf den zu erwartenden DNA-Mix.

Vom Lebensversicherungsagenten über den Inhaber eines Begräbnisinstituts bis zum Schweißer und Stimmentrainer reicht die Berufspalette der großzügigen Spender beispielsweise der Cryogenic Laboratories Inc. Ein US-Präsident ist allerdings noch nicht dabei.