CW-Wert

04.09.1998

Das böse Wort Bestechung macht die Runde. Nein, natürlich nicht die von Journalisten durch Hersteller. Unbilliger Vorteilnahmen in Form pekuniärer Zuwendungen sollen sich professorale Gralshüter des Wissens schuldig gemacht haben. Akademische Leitwölfe, insbesondere aus computertechnischen Fakultäten an US-Hochschulen, sind Adressaten von Geldzuwendungen, die direktemang aus dem Reich des Bösen, also von Microsoft, stammen. 200 Dollar kassieren Lehrstuhlinhaber jedesmal dafür, daß sie in Vorträgen en passant Produkte von Microsoft beim Namen nennen.

Prompt ist das Geschrei groß. Und die Zeit gekommen, daß sich die COMPUTERWOCHE - nicht verdächtig der übergroßen Liebedienerei Richtung Bill Gates - einmal FÜR eine brillante Idee verwendet. Ja, und wieder ja, es muß Schluß sein mit der Heuchelei, was den unabhängigen Wissenschaftsbetrieb betrifft! Warum sollte denn der Geist leiden, wenn Wahrheit, sei sie auch eine bezahlte, durch die Aulen der Alma Mater wabert?

Wir also finden die Idee vom Wissenschafts-Sponsoring gut. Sie sollte nur viel konsequenter genutzt werden: "Nach einer kurzen Werbeeinblendung, sehr geehrte Damen und Herren, werde ich fortfahren mit unserem heutigen Thema: Programmierung von applikationsspezifischen Bausteinen." So geht das.

Wenn man dafür die Industrie gewinnen könnte - Goldgruben täten sich auf! Microsoft, Oracle, IBM, HP, Compaq, Dell wären ja nur der Anfang. Baumärkte, Drogerieketten, die wurstverarbeitende Industrie - ein nicht mehr versiegender Geldstrom würde Bildungs- und Finanzminister dieser Erde einfach nur glücklich machen.