Satire

CW-Wert

30.01.1998

Bald ist wieder CeBIT-Zeit, Männerzeit. Unsere Horde säuft gleich mal den Speisewagen leer. Danach schwanken wir in die Abteile und terrorisieren die Lesewilligen mit unseren Handys. Enorm lustig bereits, schrankenlos durch bricht das Dionysische indessen erst in Hannover. Da sitzen wir den ganzen Tag in den Messekojen herum, trinken Kaffee mit Aspirin, reden dummes Zeug und sind wichtig. Zur Dämmerstunde darf der Vertrag noch nicht unterschrieben, der Artikel noch nicht fertig sein, denn dann kommt Monica Lewinsky aus der feindlichen PR-Abteilung und fragt, ob wir noch etwas brauchen. Wir brauchen zusammen Menü III auf Spesen. Die Gattin später freut sich, weil wir so zufrieden und ausgeglichen sind.

So sollte es sein. In Wirklichkeit haben die Marketing-Expertinnen furchterregende Doppelnamen und Doktortitel. Die Kaffeetassenhalter gehen uns mit ihrem Geschwätz auf die Nerven, wir wissen aber zuwenig, um sie richtig zu widerlegen. Abends alles voll und keine Ruhe: Noch in der verstecktesten Seitenstraßen-Bratwursthölle dampfen 20 Kollegen. Zu Hause die Müdigkeit. Die Frau sagt spitz, wir hätten uns offenbar anderweitig verausgabt, das Wochenende ist gelaufen. Die Kinder wollen ins Internet, der Schwiegervater ruft mit dem Handy an. Wir lesen: Nach der Münchner Erotica 97 mußte ein grauhaariger, hochseriöser Aussteller vorübergehend in Gewahrsam genommen werden. Er hatte in der nachtstillen Fußgängerzone randaliert: Bis hier, schrie er, ständen ihm diese ewigen Dildos. Bis hier.