Satire

CW-Wert

10.09.1999

Alle hassen DV. In der Sache läßt sich daran nichts ändern. Die Hersteller hatten über 50 Jahre Zeit, zu beweisen, daß sie nichts produzieren können, mit dem man gerne arbeitet, und sie haben diese Chance überzeugend genutzt. DV ist, wie sie ist. Möchte man sie beliebter machen, muß man also auf sachfremde Sinnstiftung setzen, auf Identifikationsfiguren: Man muß das Publikum dazu bringen, daß es sich freut, wenn nichts klappt.

In der bundesdeutschen Politik hat das ein einziger geschafft: Heinrich Lübke. "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger" - wer so etwas aus dem Ärmel schüttelt, dem lauschen Masse und Feingeist, dem öffnen sich die Herzen. Lübke war so gut, weil er gar nicht komisch sein wollte. Dadurch übertraf er selbst den viel brillanteren, jedoch aufdringlich wirkungsorientierten Franz-Josef Strauß ("Sind Sie überhaupt Abitur?"). Eine Hoffnung für die Gegenwart war der Fußballtrainer Rainer Bonhof ("Wird Berti Vogts in der Pause auswechseln?" - "Ja, und zwar geht der ... äh ... der ... na, Sie wissen schon, der geht raus, und dafür kommt der ... äh"); er war dann aber nicht sinnlos genug, scheiterte auf zu tiefem Niveau.

Gesucht sind die Lübkes der DV. Sie dürfen nicht wissen, daß sie auf lustige Art unfähig sind, sie sollten Führungserfahrungen in einem großen Unternehmen gesammelt haben, und sie müssen sich gerne schwätzen hören. Das ist viel verlangt, doch es gibt echte Talente. Noch nennen wir keine Namen. Aber bald.